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Echte Mauer oder nicht? Diese Frage erregt derzeit die Gemüter. Bündnisgrüne und FDP wollen das Mauerstück in der Bertinistraße als Erinnerungsort bewahren, die Bauverwaltung aber will es für den Ausbau der Straße abreißen und einlagern.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Streit um Mauerreste in der Bertinistraße

Klipp: Segment war nicht Teil der Grenzanlagen / FDP und Grüne wollen Historiker zu Rate ziehen

Nauener Vorstadt - Bündnisgrüne und FDP streiten sich mit Baudezernent Matthias Klipp (ebenfalls Grüne) um den historischen Wert eines Mauerrestes in der Bertinistraße. Die Stadtfraktionen beider Parteien wollen das Segment als Teil der ehemaligen DDR-Grenzanlagen erhalten – Klipp wiederum bestreitet, dass es sich um ein schützenswertes Stück Erinnerungskultur handelt. Der Mauerrest sei lediglich eine „Einfriedung“ gewesen, von Leuten gebaut, „die vielleicht logistisch etwas mit der Grenze zu tun hatten“, sagte er am Dienstagabend im Bauausschuss. Teil der eigentlichen Grenzanlagen, der sogenannten Hinterlandmauer, sei das Bauwerk nicht gewesen.

Die Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke konterte, das sei „irrelevant“. Es sei ein Rest der Mauer, „und davon haben wir nicht mehr viele in der Stadt“. Klipp giftete an die bekanntlich bei der Schlösserstiftung angestellte Hüneke zurück. Gerade auf dem Gelände der Stiftung, in den Welterbeparks, sei die Mauer „an ihren prägnantesten Stellen, im Park Babelsberg und im Neuen Garten, komplett getilgt worden“. „Wichtige Zeugnisse“ seien so verloren gegangen. Hüneke reagierte postwendend. „Ich denke, dass es richtig war, die Mauer an diesen wichtigen Stellen der Kulturlandschaft zurückzubauen“, sagte sie mit hörbarer Schärfe. „Das war damals eine Befreiung für uns“, sagte Hüneke.

Klipp zufolge steht die Mauer dem für dieses Jahr geplanten Ausbau der Bertinistraße im Weg. Die Straße werde verbreitert, auch müssten Leitungen, etwa für die Entwässerung, an dieser Stelle neu verlegt werden. Der Auftrag sei vergeben, sobald der Frost nachlasse, sollen die Bauarbeiten losgehen. Klipp schlug vor, den Mauerrest einzulagern. Man einigte sich schließlich auf einen Vor- Ort-Termin, bei dem ein Historiker über den Erinnerungswert des Segmentes befinden soll.

Mehr Erfolg hatten FDP und Grüne mit ihrem Antrag, den noch erhaltenen Wachturm in der Bertinistraße unter Denkmalschutz zu stellen. Das Landesdenkmalamt prüfe dies bereits, sagte Oliver Graumann, Fachbereichsleiter für Stadterneuerung und Denkmalpflege. Ein Ergebnis soll noch im Januar vorliegen. pee

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