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Landeshauptstadt: „Suchet der Stadt das Beste “

Stadtverordnete feiern 20. Nachwende-Jahrestag

Euphorie. Helmut Przybilski. Das Motto. Die Wahl. Daran erinnern sich viele, die am 30. Mai 1989 im Ratssaal des Stadthauses gewesen sind. Als wäre es gestern gewesen und dieser Tag vor 20 Jahren einer der wichtigsten in der Geschichte Potsdams. So groß wird er von Historikern nicht eingeordnet, aber er war ein neuer Meilenstein auf dem Weg in die Demokratie. 115 frei gewählte Stadtverordnete haben sich an jenem Mittwoch vor zwanzig Jahren im Stadthaus versammelt, um sich zu konstituieren und eine neuen Oberbürgermeister zu wählen. Doch vor allem eines blieb in Erinnerung. Die Rede des ersten Stadtpräsident Helmut Przybilski (SPD) unter dem biblischen Motto „Suchet der Stadt das Beste“.

Am Sonntag werden sie wie vor 20 Jahren im Sitzungssaal stehen und sich an die erste Sitzung erinnern. Selbst Horst Gramlich, der damals mit 82 Stimmen zum neuen Oberbürgermeister gewählt worden ist, wird am Sonntag im Rathaus erwartet. Auch die Stadträte wie Reinhard Stark, Hannelore Knoblich, Alfred Jaeger und Ute Bankwitz haben nach Informationen der Stadtverwaltung ihre Teilnahme zugesagt. In den „Brandenburgischen Neuesten Nachrichten“, aus der die Potsdamer Neueste Nachrichten hervorging, titelten am 31. Mai 1989: „Nach überstandenen Diktaturen nun an einem neuen Anfang“. In seiner Rede vor dem Plenum, die er ohne Manuskript hielt, gab Przybilski damals seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Tagungen der Stadtverordneten kein Forum für Profilierungssucht und eitle Selbstdarstellung Einzelner werden. Bereits bei Veranstaltungen in den letzten Jahren sagte der Sozialdemokrat, dies sei anschließend nicht immer der Fall gewesen. Und auch Horst Gramlich hat bei seiner Antrittsrede Weitsicht bewiesen, die dann leider nicht eingetreten ist. Niemals soll die Frage stehen, „wer kann sich Potsdam leisten?“, so Gramlich damals. Angesichts der heutigen Debatten und Studien über Wohnungsmangel, hohe Mieten, hohe Kitagebühren und hohe Verbraucherpreise ein Wunsch, der nicht in Erfüllung gegangen ist.

Sechs Potsdamer, die auch heute noch Stadtverordnete sind, sitzen seit nunmehr 20 Jahren in dem Plenum. Birgit Müller, Hans-Jürgen Scharfenberg – der in diesem Saal später seine IM-Tätigkeit zugeben musste – und Rolf Kutzmutz von den Linken, Hannelore Knoblich (SPD), Ute Bankwitz früher Neues Forum/Argus heute BürgerBündnis sowie Peter Lehmann von der CDU. Die Original-Tonbandaufnahmen der ersten Sitzung sind inzwischen im Stadtarchiv. Abgespielt werden sie am Sonntag nicht. Deren Qualität ist inzwischen zu schlecht. J. Brunzlow

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