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Homepage: Theologe mit Humor Antrittsvorlesung von Prof. Johann Hafner an Uni

Von Bodo Baumert Andere Länder andere Sitten. Aus seiner bayrischen Heimat ist es Professor Johann Hafner gewohnt, am Feiertag Fronleichnam nicht zu arbeiten.

Von Bodo Baumert Andere Länder andere Sitten. Aus seiner bayrischen Heimat ist es Professor Johann Hafner gewohnt, am Feiertag Fronleichnam nicht zu arbeiten. Der erste Kulturschock im protestantischen Preußen: Seine Antrittsvorlesung an der Universität Potsdam musste der studierte Philosoph und Theologe ausgerechnet an Fronleichnam abhalten – um 18 Uhr. Da findet sonst die Vorabendmesse statt. Folgerichtig machte er den Tag und seine Bedeutung zum Thema seines Vortrags: „Monstranz – Gott zeigen“. Mit Johann Hafner hat das Christentum als Schwerpunkt Einzug gehalten am Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Potsdam. Und das mit breiter Front. Zur Antrittsvorlesung waren neben der lokalen Geistlichkeit auch die Pfarrer aus der bayrischen Heimatgemeinde des neuen Dozenten gekommen. Und sein ehemaliger Lehrstuhl aus Augsburg „inklusive Chef, Sekretärin und Anhang“, wie Hafner seinen Zuhörern mitteilte. Sie alle nahm Hafner mit auf seine Expedition zu den Ursprüngen und dem Sinn des Fronleichnamsfestes – von den Anfängen im 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart, vom „kruden Volksglauben“ bis in die Hochtheologie. Neben vielen Fakten hielt Hafner auch Anschauliches bereit. So zauberte er die barocke Monstranz der Potsdamer Peter und Paul-Gemeinde hervor. Mit dem goldenen Gerät wird in der Fronleichnamsprozession das Allerheiligste – die Hostie - durch die Stadt getragen. „Die Monstranz ist wie ein Kinofilm, mit Licht- und 3D-Effekten“, erklärte Hafner. „Was Norddeutsche und Calvinisten am Barock kritisieren, stimmt: Das Auge wird vom eigentlich Wichtigen abgelenkt.“ Dieses Wichtige steckt hinter einer kleinen Scheibe im Zentrum der Monstranz. Die Brotscheibe der Hostie wird im Gottesdienst gewandelt und damit zum Fleisch Christi. Ob das nun real oder nur symbolisch passiert, darin scheiden sich die Geister zwischen Katholiken und Protestanten. Hafners theoretischer Denkanstoß zum Jahrhunderte alten Theologenstreit: Er vergleicht die Hostie mit dem blinden Fleck im Auge, wo der Sehnerv auf die Netzhaut trifft. „Die Hostie ist das sichtbare Unsichtbare und das Unsichtbare im Sichtbaren.“ In ihr sei zugleich der göttliche und der Mensch gewordene Christus gegenwärtig. Trotz solcher Ausflüge in die Theorie hielt der 1963 geborene und damit noch relativ junge Professor seine Zuhörer stets bei Laune. Die Aufmerksamkeit der Potsdamer Berufungskommission bekam er, weil er neben den üblichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen auch an einer CD-Rom mit Kunsthistorikern und Theologen mitarbeitete. Interdisziplinär wurde Hafner dann auch mit einem abschließenden Gleichnis aus der Physik. Studenten sollten in ein halb volles Wasser-Gefäß Steine, Kies und Sand füllen. Leider schwappte es am Ende immer über. Ihr Professor zeigte ihnen den richtigen Weg: Erst die groben Steine, dann der Kies, dann der feine Sand und zum Schluss das Wasser. „Was lernen wir daraus? Egal wie viele schwere Wissensbrocken wir uns eintrichtern. Am Ende passt immer noch eine Halbe Bier“, meinte Hafner schmunzelnd und lud seine Zuhörer ans Buffet.

Bodo Baumert

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