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Landeshauptstadt: Tragischer Tod auf dem Heimweg vom Studentenklub

Im gestohlenen Auto betrunken unterwegs / Unfallfahrer der Maulbeerallee vor dem Landgericht

Im gestohlenen Auto betrunken unterwegs / Unfallfahrer der Maulbeerallee vor dem Landgericht Von Gabriele Hohenstein Die beiden Mädchen kamen in der Nacht des 26. Februar aus dem Studentenklub, wollten auf ihren Fahrrädern nach Hause. In der Maulbeerallee näherte sich ihnen von hinten in rasender Geschwindigkeit ein Opel Kadett. In Höhe der Orangerie erfasste er Helen A. ungebremst. Die 20-Jährige wurde durch die Wucht des Aufpralls gegen die Windschutzscheibe geschleudert, flog danach über das Fahrzeug. Sie erlitt schwerste Kopfverletzungen, an denen sie sechs Tage später verstarb. Gestern musste sich Reno G. (26) wegen fahrlässiger Tötung, besonders schweren Diebstahls, Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Alkohols am Steuer sowie Unfallflucht vor dem Landgericht verantworten. Er hatte den Kadett am Abend des 25. Februar Am Alten Rad gestohlen, war danach mit über zwei Promille und seiner Freundin auf dem Beifahrersitz in Richtung Innenstadt gebraust. Nachdem er Helen A. angefahren hatte, kollidierte er noch mit einem mit Warnblinkanlage am Straßenrand geparkten Auto eines Sicherheitsdienstes. Danach flüchtete er zu Fuß – gefolgt von seiner Freundin – in den Park Sanssouci. Frische Spuren im Schnee und ein Fährtenhund führten wenig später zu dem Pärchen. Reno G., unter anderem vorbestraft wegen Freiheitsberaubung, Unterschlagung, Diebstählen, Körperverletzung, schweren Raubes, Sachbeschädigung, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie zahlloser Alkoholfahrten – eine Fahrerlaubnis besaß der Arbeitslose noch nie – will die Studentinnen auf ihren Fahrrädern in jener Winternacht nicht bemerkt haben. Auch das Security-Fahrzeug sei ihm erst aufgefallen, nachdem er mit ihm zusammengestoßen sei. „Wie kommen Sie damit klar, einen Menschen auf dem Gewissen zu haben?“, wollte der Kammervorsitzende wissen. „Tut mir ja ooch leid“, lautete die Antwort des Angeklagten. Seine damalige Freundin Sabrina R. (16) sagte im Zeugenstand allerdings aus, sie habe Reno G. mehrfach auf die Radlerinnen aufmerksam gemacht. „Aber er hat gar nicht reagiert. Statt dessen ist er immer schneller gefahren, so zwischen 80 und 100 Stundenkilometern.“ Anja G. (24), die Freundin der Getöteten, erinnerte sich: „Wir fuhren schräg versetzt hintereinander, so dass wir uns unterhalten konnten. Helens Fahrrad war vorschriftsmäßig beleuchtet. An der Orangerie wollte ich auf den Radweg fahren, da er hier geräumt war. Helen war hinter mir.“ Auf einmal habe sie den Opel Kadett bemerkt, der auf ein geparktes Auto krachte. „Ich schaute mich um, aber ich habe Helen nicht mehr gesehen“, so die Studentin. „Die Beifahrerin des Kadett-Fahrers stieg aus und schaute auf die Straße. Da habe ich gesehen, dass Helen dort liegt.“ Sie habe versucht, die schwer Verletzte bis zum Eintreffen des Notarztes wach zu halten. „Der Autofahrer machte überhaupt keine Anstalten, den Radfahrerinnen auszuweichen“, berichtete der Sicherheitsdienst-MitarbeiterMarco B. (30). Er sah, wie der Wagen die junge Frau erfasste, danach auf das Fahrzeug seines Kollegen prallte. „Der Kadett-Fahrer ist ausgestiegen und hat mehrmals Scheiße gerufen. Dann ist er weggerannt.“ Die Eltern der Getöteten treten im Prozess als Nebenkläger auf. Helen A., die Religionswissenschaften studierte, war ihr einziges Kind. Eine Woche vor dem furchtbaren Unfall war sie in eine Wohngemeinschaft gezogen. „Im Sommer wollte sie nach Indien“, erzählte die Mutter. Die Verhandlung wird fortgesetzt.

Gabriele Hohenstein

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