zum Hauptinhalt

Homepage: Training mit Straffälligen

Projekt von Studentinnen der Fachhochschule Potsdam im Frauenknast Luckau-Duben

Projekt von Studentinnen der Fachhochschule Potsdam im Frauenknast Luckau-Duben Ganz ungewöhnliche Einblicke bekamen drei Studentinnen der FH Potsdam in einem Projekt im Frauengefängnis Luckau-Duben. Sie initiierten in der in diesem Jahr eröffneten Justizvollzugsanstalt (JVA) Luckau-Duben, einen sozialen Trainingskurs für inhaftierte Frauen. Die JVA Luckau-Duben verfügt über 333 Haftplätze, davon 63 für Frauen und 270 für Männer. Die Teilnahme am Trainingskurs war für die Gefangenen freiwillig. Gegenstand der einzelnen Sitzungen waren die Themen Arbeit, Freizeit, Geld/Schulden und soziale Beziehungen. Dabei wurde mit den Gefangenen beispielsweise die Frage erörtert, ob das eigene Freizeitverhalten zur Inhaftierung geführt hatte. Die Frauen sollten lernen, mit Problemsituationen umzugehen und angemessen darauf zu reagieren. Das wurde durch die Vermittlung von theoretischem Wissen und vor allem durch praktische Übungen, Gesprächsrunden und Diskussionen trainiert. Auch für die Studentinnen gab es neue Erfahrungen. So beispielsweise das Knast-ABC, ein Spiel, bei dem die Gefangenen zu jedem Buchstaben des Alphabets ein ganz typisches Wort aus dem Gefängnisalltag aufschreiben sollten. Es zeigte sich, dass es ein Lieblingswort gibt: A wie Aquarium. Dieses Wort umschreibt im Gefängnisjargon das Büro der Vollzugsbediensteten, einen Glaskasten, der zum Zwecke der Aufsicht den Blick in alle Richtungen freigibt. Man kann sich vorstellen, dass dieses Projekt für die Studentinnen wegen der besonderen Rahmenbedingungen nicht einfach war. Über die Gespräche mit den inhaftierten Frauen hinaus wurden die Sitzungen intensiv vorbereitet und ausgewertet. Die Mühe hat sich für die drei Studentinnen wie für die Gefangenen gelohnt: die Studentinnen erhielten durchweg positive Rückmeldungen und inzwischen haben auch schon andere inhaftierte Frauen Interesse an einem Sozialen Trainingskurs angemeldet. Auch Justizministerin Blechinger hat großes Interesse an den Ergebnissen der Studie gezeigt. Deshalb sollen nach diesem ersten Probelauf weitere Kurse, fortan auch für männliche Inhaftierte der JVA Luckau-Duben, angeboten werden. Darüber hinaus wird demnächst eine zweite Gruppe von Studierenden in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg an der Havel einen sozialen Trainingskurs durchführen. Dabei werden verschiedene Konzepte zur Anwendung kommen, um am Ende des Projekts über ein mehrfach erprobtes wirkungsvolles Trainingsprogramm als Handwerkszeug für die Praxis zu verfügen. Das Projekt startete im Sommersemester 2005 unter der Leitung von Professor Dr. Gerhard Nothacker am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Potsdam. Es soll dazu beitragen, die Studierende mit dem Alltag der Arbeitsfelder der sozialen Arbeit vertraut zu machen. Über drei Semester erarbeiten sich die Studenten im Hauptstudium Einblicke in die Praxis und lernten, diese zu analysieren und kritisch zu reflektieren. Ziel dieses Gefängnis-Projektes war eine Bestandsaufnahme der sozialen Trainingskurse, die derzeit für Straffällige in den Ländern Berlin und Brandenburg angeboten werden. Dabei ging es einerseits um die theoretische Erforschung und Analyse der existierenden Konzepte und andererseits darum, eigene Praxiserfahrungen im Strafvollzug zu machen. Die drei beteiligten Studentinnen hatten bereits Trainingserfahrungen und nahmen deshalb gleich zu Beginn des Projekts die Herausforderung mit Erfolg an.S. Hübner, C. Neubauer

S. Hübner, C. Neubauer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false