zum Hauptinhalt

Von Lars Hartfelder: Tüffel, Töffel oder Klompen

Der Meister der Holzpantoffeln – Manfred Karolczak aus Burg pflegt ein altes Handwerk

Burg (Spreewald) - Gemütlich schabt Manfred Karolczak mit einem Hobel Späne aus einem Holzkeil. Millimeter für Millimeter bringt der 57-Jährige Kontur in das Rohmaterial, bis am Ende ein fertiger Schuh entsteht. Der Holzpantoffelmacher aus Burg (Spreewald) ist einer der letzten seiner Art in Brandenburg.

In Norddeutschland stapfen die alten Seemänner mit „holten Tüffeln“ über den Deich, in Österreich gehen die Bauern mit „Töfflern“ in den Stall und in den Niederlanden werden die „Klompen“ für das Gewächshaus genutzt. Im Spreewald heißt das traditionelle Schuhwerk „Holzpantoffel“.

Manfred Karolczak führt eine Familientradition fort. Sein Urgroßvater hatte im Jahr 1909 im heute polnischen Zielona Góra (Grünberg) das kleine Handwerksunternehmen gegründet und später in Burg aufgebaut. „Bis zur Wende haben wir drei Mitarbeiter beschäftigt“, erzählt der Firmeninhaber. Mittlerweile lohne sich die Produktion nur noch in Verbindung mit der Schauwerkstatt und einer Pension. Doch an Aufgeben denkt Manfred Karolczak nicht. „Die Arbeit ist ein Stück Lebenswerk und Heimat.“ Holzpantoffeln waren früher besonders in der ländlichen Region beliebt. „Die Schuhe sind sehr praktisch, vor allem, wenn es mal schnell über den Hof gehen muss“, sagt der Handwerker. Außerdem würden sie sich aufgrund der verwendeten weicheren Holzarten sehr gut an den Fuß anpassen. „So formt der Fuß den Pantoffel.“ Für die Herstellung der Schuhe verwendet er meist Erlen- oder Pappelholz.

Karolczak nennt noch weitere Vorteile: „Das Holz hält warm und ist sehr robust.“ Zwei bis drei Jahre würden die Schuhe trotz Feuchtigkeit und Schmutz ihren Dienst tun.

Zu DDR-Zeiten gab es noch den Fachberuf des Holzpantoffelmachers.

In die Lehre ging Manfred Karolczak bei seinem Vater, dem er schon als kleiner Junge über die Schulter geschaut hatte. Den theoretischen Teil der Ausbildung erwarb er auf der Berufsschule in Cottbus. Allein in Burg habe es drei Holzpantoffelhersteller gegeben, weitere in den umliegenden Städten. „Etwa eine Stunde dauert die Herstellung eines Paares“, sagt der Handwerker, der die Pantoffeln für 20 bis 25 Euro verkauft. Ziehe man die Materialkosten ab, bleibe nur ein geringer Stundenlohn. Doch reich wolle er schließlich nicht werden, denn mit Holzpantoffeln war immer nur wenig Geld zu verdienen. Wichtig ist ihm nach eigenen Worten, die alte Handwerkskunst zu pflegen.

Die Arbeitsschritte sind immer gleich. Zunächst wird aus einem Holzkeil die Sohle ausgefräst, dann Rinder- oder Schweinsleder ausgestanzt. Anschließend wird das Material über eine Leiste unter Spannung auf das Holz genagelt. Ein Spannriemen gibt dem Oberteil die nötige Festigkeit. Auch die Holzkeile, die etwa zwei Jahre trocknen müssen, fertigt Karolczak selbst an. Große Baumstämme werden dabei zu Bohlen gesägt und dann in unterschiedliche Größen zerteilt. Die meisten seiner Kunden kämen nach wie vor aus den umliegenden Dörfern des Spreewaldes. „Viele Menschen hier haben einen großen Garten oder einen Kahn, da sind Pantoffeln sehr praktisch“, weiß der Burger aus eigener Erfahrung.

Auf Heimatfesten und Bauernmärkten zeige er seine traditionelle Handwerkskunst. Vor allem ältere Menschen kauften dort gerne ein neues Paar Holzpantoffeln. Viele Kunden habe er auch in Bayern und Norddeutschland. Manfred Karolczak hofft, dass sein Sohn Jens einmal die alte Familientradition fortsetzen wird. Doch bis dahin wolle er noch ein paar Jahre in seiner kleinen Werkstatt bequeme Holzpantoffeln herstellen.

Lars Hartfelder

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false