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Homepage: Über Mauern hinweg

Die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen

Der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) steht ein ganz besonderes Jahr bevor. Im Oktober wird sie 60 Jahre alt. Im Laufe dieser Zeit nahm die HFF einige Hürden. So wurde sie zum Beispiel als einzige Hochschule nach der Wende vom neuen Land Brandenburg übernommen. So gesehen hat sie die Mauer überwunden. Der Satz „Mauern haben uns noch nie aufgehalten“ soll die Hochschule daher durch das Jubiläumsjahr begleiten. Mentale Mauern spielten auch in der Kunst schon immer eine Rolle, ihnen sei nur mit Experimentierfreudigkeit und Mut zum Ungewöhnlichen zu begegnen gewesen, so die HFF.

Die Filmhochschule ruft zu ihrem Jubiläum nun alle Personen, die mit ihr verbunden sind und waren, dazu auf, Geschichten, Fotos und Dokumente aus 60 Jahren beizusteuern. So will man die Geschichte der Hochschule beleben und Inspirationen für das Festprogramm bekommen. Ab dem Sommersemester sollen dann verschiedene Veranstaltungen zum 60. Geburtstag der HFF stattfinden. Die Planung dazu findet derzeit statt. Zusätzlich will sich die Filmhochschule auch im Unterricht intensiv mit dem Jubiläum befassen.

In ihrem Gründungsjahr 1954 war die Filmhochschule die erste und für einige Zeit auch die einzige ihrer Art in Deutschland. 1984 bekam sie den Namen „Konrad Wolf“ verliehen, Wolf war einer der wichtigsten DDR-Regisseure und Vorsitzender der Akademie der Künste. Konrad Wolf hatte keine besonderen Beziehungen zu der Hochschule, die Namensgebung erfolgte eher aus politischen Gründen, hatte Wolf doch als deutscher Emigrant in der Roten Armee gegen die Wehrmacht gekämpft und sich als DDR-Regisseur einen großen Namen gemacht. In seinen späteren Werken bezog er dann aber zunehmend Stellung gegen die Beeinflussung der Kunst durch die Obrigkeit. Eine Diskussion darüber, ob die HFF den Namen beibehalten sollte, wurde vor einigen Jahren zu Gunsten von Konrad Wolf entschieden. Die Hochschule spricht nun von einem Alleinstellungsmerkmal.

Von den über 4500 Studierenden, die die Hochschule mittlerweile erfolgreich verlassen haben, haben einige die deutsche Filmlandschaft nachdrücklich mitgeprägt. Zu erwähnen ist natürlich Andreas Dresen, renommierter Regisseur und bekannt durch Filme wie „Halbe Treppe“ oder „Sommer vorm Balkon“. Auch Winfried Glatzeder, Hauptdarsteller im DDR-Film „Die Legende von Paul und Paula“, hat sein Studium an der HFF absolviert. Glatzeder macht aktuell mit dem Einzug ins Dschungelcamp Schlagzeilen. Gerade der jüngeren Generation dürfte der Name Robert Gwisdek geläufig sein. Wie Glatzeder studierte er Schauspiel an der Filmhochschule. Der Sohn von Michael Gwisdek und Corinna Harfouch ist als Schauspieler, Drehbuchautor, Musiker und Autor tätig.

Auch in anderen Bereichen des Films sind HFF-Absolventen erfolgreich. Udo Kramer zum Beispiel gestaltete das Szenenbild zum aktuellen Kinofilm „Der Medicus“. Nicht zu vergessen sind außerdem Thomas Brasch und Thomas Heise, die die Hochschule allerdings beide ohne Abschlusszeugnis verlassen mussten. Thomas Brasch wurde 1968 exmatrikuliert, nachdem er politische Flugblätter verteilt hatte, die sich gegen den Einmarsch der Truppen der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei richteten. Thomas Heise hingegen erregte mit kritischen Dokumentarfilmen Missgunst und kam seiner Exmatrikulation voraus, indem er sein Studium 1982 abbrach.

Nach der Wende wurde der Ruf nach einem eigenen Gebäude für die Hochschule immer lauter. Bis dahin waren die verschiedenen Bereiche auf Villen in Babelsberg verteilt. Im Oktober 2000 konnte dann tatsächlich ein neues Hauptgebäude eingeweiht werden, durch seinen Standpunkt unweit des Studiogeländes eingebunden in das Treiben der Filmstadt Babelsberg.

Nachdem Dieter Wiedemann von 1995 bis 2012 die HFF 17 Jahre geleitet hat, steht seit Oktober 2013 die ehemalige Ufa-Geschäftsführerin Susanne Stürmer an der Spitze der Hochschule. Sie ist die erste weibliche Präsidentin in der HFF-Geschichte. Auf Stürmer kommt nun die Aufgabe zu, die Hochschule in eine Universität zu überführen. Die Pläne zur Veränderung des akademischen Status der HFF bestehen schon lange. Mit der Veränderung sind allerdings einige Hürden verbunden. Neue Studiengänge, Forschungsarbeit und das Promotionsrecht in Fächern neben den Medienwissenschaften müssen an der Hochschule etabliert werden. Das Vorhaben ist mittlerweile in die Hochschulentwicklungsplanung des Landes aufgenommen worden. Sollte die HFF tatsächlich von einer Kunsthochschule zur Universität werden, wäre sie die erste Filmuniversität Deutschlands. Clara Neubert

Clara Neubert

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