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Potsdam: Verkehrsreformation

Arbeitskreis „Nachhaltige Mobilität“ will mehr öffentlichen Nahverkehr und ein Bürgerticket. Zur Minderung von Lärm und Dreck schlägt der Arbeitskreis Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet vor.

Potsdam - „Ihr hohen Damen und Herren, haltet inne und verlasset die Irrwege der von Euch eingeschlagenen Verkehrspolitik!“ So stand es am Sonntag auf einer Schriftrolle in gotischen Lettern an der Tür des Rathauses Potsdam zu lesen. Unter dem Motto „Reformation der Verkehrspolitik!“ hatten fünf Bürgerinitiativen unter dem Dach des Arbeitskreises „Nachhaltige Mobilität“ anlässlich des Reformationstages zehn „Verkehrsthesen“ an die Rathaus-Tür gehämmert – natürlich nur symbolisch, ohne Nägel. Das teilten die Initiatoren am Montag mit.

Vor allem kritisieren die Aktivisten, dass die öffentliche Verkehrsinfrastruktur Potsdams nicht im gleichem Maße wächst wie die Stadt: „Erst die Infrastruktur planen und schaffen und dann die Wohnquartiere! So wird das üblicherweise gemacht, nur leider nicht in Potsdam!“, lautet die achte These des Papiers.

Die Orientierung auf den Hauptbahnhof muss in Teilen durch dezentrale Verbindungs- und Umsteigepunkte ergänzt oder ersetzt werden

Neben einem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mit erhöhten Taktzahlen und regelmäßigeren Anbindungen sowie bessere Möglichkeiten für Radfahrer fordern die Initiativen ein Umdenken in der Verkehrsplanung: „Die weitgehend zentrale Orientierung auf den Hauptbahnhof muss in Teilen durch dezentrale Verbindungs- und Umsteigepunkte ergänzt oder ersetzt werden.“ Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf die IHK-Studie „Drehscheibe Golm“, in der eine stärkere Zuganbindung zwischen Golm und Berlin vorgeschlagen worden war (PNN berichteten).

Hinter dem Arbeitskreis, der Teil des Vereins Argus Potsdam ist, stecken die Bürgerinitiativen „Verkehrsberuhigung in Potsdam-West“, „Wildpark e.V.“, „Golm gegen die Netzverknüpfung,“ die Bürgerinitiative Rehbrücke und die Bürgerinitiative Caputh „Rettet den See“, die seit 1999 aktiv sind und sich einst gegründet haben, um gegen die so genannte Havelspange und die dazugehörige Umgehungsstraße zu protestieren.

Als Lösungsvorschlag wird Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet gefordert

Nun habe man sich neue Aufgaben gesucht, sagte die Aktivistin Elvira Hobohm den PNN. Unter anderem kritisiert der Arbeitskreis den „missglückten Zeppelinstraßen-Versuch“, durch den der Verkehr nur auf die angrenzenden Wohngebiete verlagert werde: „Vermindert Lärm und Dreck, verteilt ihn nicht bloß!“, so die fünfte These. Als Lösungsvorschlag wird Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet gefordert. Zur Finanzierung schlägt der Arbeitskreis ein Bürgerticket vor, das alle, auch Autofahrer, mitfinanzieren müssten. Auch eine „Erschließungsabgabe“ für Entwickler von Neubauflächen wird vorgeschlagen. „Prüft neue Wege und lasset Eurer Fantasie freien Lauf!“, heißt es in der sechsten These. 

Die zehn Thesen online: www.argus-potsdam.de

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