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Landeshauptstadt: Villa Gutmann ist verkauft

Käufer des Bauwerks mit „Arabicum“ bestehen auf Verschwiegenheit / Kalesse: Villa kann saniert werden

Käufer des Bauwerks mit „Arabicum“ bestehen auf Verschwiegenheit / Kalesse: Villa kann saniert werden Nauener Vorstadt - Die Villa Gutmann in der Bertinistraße 16 ist verkauft. Das bestätigte gestern Claus-Thilo Kolster, Geschäftsführender Gesellschafter der mit der Vermarktung betrauten Dahler & Company Immobilien, den PNN. Wer das 1779 erbaute und 1913 erweiterte Bauwerk im Landhausstil erworben hat, wollte Kolster nicht sagen. Er berief sich auf eine Verschwiegenheitserklärung, welche die Käufer verlangt hätten. Für die stark sanierungsbedürftige und denkmalgeschützte Villa, deren Preis zuletzt mit 1,62 Millionen Euro angegeben war, sollte der Verkauf die Rettung bedeuten. Mehr als ein Jahrzehnt war das Gebäude, in dem sich unter anderem das aus dem 18. Jahrhundert stammende „Arabicum“ befindet – ein in Damaskus gefertigtes „preußisches Bernsteinzimmer“, das mit orientalischer Ornamentik aus kostbaren Edelhölzern ausgekleidet ist – , dem Verfall preisgegeben. Sollte die Villa nicht innerhalb des nächsten Jahres saniert werden, seien die Kunstwerke nicht mehr zu retten, sagte gestern Andreas Kalesse, Bereichsleiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, auf Nachfrage. „Die Villa ist aber auf jedem Fall noch instandsetzungsfähig“, so Kalesse. Er stehe in regelmäßigem Kontakt zu den bisherigen Eigentümern, einer Erbengemeinschaft. Sie hatte den Bau 1992 zurückbekommen. Gehört hatte die Villa Gutmann seit 1913 dem jüdischen Diplomaten und Kunstsammler Herbert M. Gutmann, Sohn des Gründers der Dresdner Bank Eugen Gutmann. Nach 1933 musste Herbert M. Gutmann Deutschland verlassen, der nationalsozialistische Staat vereinnahmte die Villa und versteigerte Gutmanns kostbare Kunstsammlung. Zu DDR-Zeiten wurde die Villa Gutmann, die rund 80 Räume, eine Turnhalle und eine Wohnfläche von 2638 Quadratmetern besitzt, als Altersheim genutzt. Nach der politischen Wende wohnten bis zur Räumung 1999 Hausbesetzer in dem Anwesen, ein späterer Brand ging glücklicherweise glimpflich aus. Der von der Erbengemeinschaft angestrebte Verkauf scheiterte immer wieder. Die Pläne eines holländischen Investors, aus dem Haus eine Seniorenresidenz zu machen und das insgesamt 11 300 Quadratmeter große Grundstück zu bebauen, machte auch der Protest der Nachbarschaftsinitiative „Am Neuen Garten“ zunichte. Zuletzt scheiterte ein Verkauf der Gutmann-Villa Ende des vergangenen Jahres, als eine US-amerikanische Stiftung das Gelände samt eines Nachbargrundstücks mit Baurecht kaufen wollte. Grund dafür war nach PNN-Informationen ein Grundstückshandel der Stadt mit der städtischen Gewoba. Während der potenzielle Käufer das Nachbargrundstück mit kaufen wollte, sei dies von dem städtischen Unternehmen verkauft worden. Zudem erheben Mitbewerber um das damals zum Verkauf ausgeschrieben Areal den Vorwurf, das Grundstück sei nicht an den zur ausgeschriebenen Frist Meistbietenden veräußert worden. Inzwischen wird das an die Villa angebaute Haus in der Bertinistraße 16 b saniert. Dahler & Company-Geschäftsführer Claus-Thilo Kolster sprach gestern von „einer Vielzahl von Schwierigkeiten aus unterschiedlichen Richtungen“, die den Verkauf der Villa in den vergangenen zehn Jahren erschwerten. Darunter sei auch „schlechte Kommunikation von Seiten der Stadt“. Nun aber sei der Verkauf „vollbracht“: „Ich bin sehr stolz, dass die Villa Gutmann weg ist.“

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