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Landeshauptstadt: Vom ersten LPG-Bauern bis zur Agro-GmbH

Knapp 60 Jahre Golmer Geschichte der Landwirtschaft auf 56 Seiten zusammengefasst

Knapp 60 Jahre Golmer Geschichte der Landwirtschaft auf 56 Seiten zusammengefasst Von Winfried Gutzeit Golm. „Landwirtschaft in Golm von 1945 bis 2003“ wurde jetzt im DIN-A 4-Heft-Format veröffentlicht. „Es wurde viel Material zusammen getragen, das zwar zur Golmer Gesamtchronik gehört, aber keine Berücksichtigung finden konnte“, begründet Ortschronist Siegfried Seidel in einem Vorwort die Ausgabe. Er stellt weiterhin fest, es habe bereits Jahrhunderte lang in Golm Landwirtschaft in unterschiedlichster Form gegeben. „Sie war Grundlage für das Leben in der Gemeinde“, so Siegfried Seidel, der von 1993 bis 1998 als ehrenamtlicher Bürgermeister für das Dorf agierte. „Mit der Eingemeindung in die Landeshauptstadt wird hoffentlich vieles des dörflichen Lebens erhalten bleiben“, bangen die Golmer um ihr ländliches Gemeinwesen. Mitstreiter und BUND-Ortsgruppenvorsitzender Siegfried Mohr hat selbst lange Zeit auf der LPG gearbeitet und sieht die Zeit für eine Befragung von Augenzeugen für die Golmer LPG-Zeit als bereits sehr fortgeschritten an. „Von 36 tätigen Genossenschaftbauern vom Typ III bis zum Frühjahr 1960 leben nur noch sechs, von den elf Gründungsmitgliedern der Typ I nur noch einer“, stellt er fest. Viele Dokumente dieser Zeit seien bereits verloren gegangen. Erklärung von DDR-Abkürzungen Auf dem Innencover findet der Unkundige die Erklärungen der DDR-typischen Abkürzungen, von ACZ (Agrochemisches Zentrum) bis ZBE (Zwischenbetriebliche Einrichtung). Dabei ist wohl LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) auch den Neubürgern geläufig. Zur Erklärung der LPG-Formen: Typ I war in den 50er Jahren die erste Form der LPG, bei der die Bauern ihre Felder gemeinsam bestellt haben und jeder seine eigene Tierproduktion behielt. Typ II war eher wenig verbreitet, bei dieser Form wurden nur die Viehställe zusammen bewirtschaftet. Nach 1960 war dann jedoch meist nur noch Typ III anzutreffen. Hierbei wurden sowohl die Äcker zusammen gelegt als auch das Vieh in größeren Ställen gemeinsam betreut. Die Golmer Landwirtschaftschronik ist in mehrere Abschnitt unterteilt: Die Nachkriegszeit, die Jahre von der Gründung der DDR bis zur Meldung „vollgenossenschaftliches Dorf“ 1960 und die Zeit bis zum August 1968, als der „Prager Frühling“ gewaltsam beendet wurde. Die 70er Jahre waren geprägt von der Bildung großer landwirtschaftlicher Betriebseinheiten wie der KAP (Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion) Groß Kreutz, zu der ab 1976 auch Golm gehörte. Zugleich entstand ab 1973 mit dem HOG (Havelländisches Obstanbaugebiet) um Werder einer der größten Obstgärten der DDR mit Plantagen auch in Golm. 1976 wurde die LGP Tierproduktion mit Sitz in Golm durch eine Vereinigung der Tierzüchter von Golm, Eiche, Bornim, Grube und Uetz-Paaren gegründet. Damit war die Spezialisierung im Potsdamer Nordraum abgeschlossen. Das Ende ist bekannt: „Schweren Herzens wurde am 4. Januar 1991 der Vorschlag unterbreitet, die LPG zu liquidieren“, ist zu lesen. Die Liquidation dauerte dann zwölf Jahre lang und wurde am 15. Mai 2003 verkündet. Anmerkungen am Schluss: Es arbeitet in Golm heute ein einziger Landwirt im Vollerwerb, ein guter Teil der landwirtschaftlichen Flächen wird von der Agro-GmbH Uetz-Bornim bewirtschaftet, auf einigen der Flächen ist ein bedeutender Wissenschaftspark entstanden, Gartenbau wird wieder privat betrieben. Das Heft „Landwirtschaft in Golm von 1945 bis 2003“ geht auf seinen 56 Seiten ins Detail, lässt die Ortsansässigen viel an Erinnernswertem entdecken und bringt dem Zugezogenen viele Informationen über eine zu Ende gegangene Golmer Zeit. Informationen beim Ortschronisten Siegfried Seidel, Am Zernsee 3, Tel. 500586 oder bei der Herausgeberin Katrin Binschus-Wiedemann, Geiselbergstraße 1, Tel. 5054512. Gutzeit

Winfried Gutzeit

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