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Landeshauptstadt: Von der Nettigkeit überrascht

Katherina Reiche trifft amerikanische Austauschstipendiaten

Katherina Reiche trifft amerikanische Austauschstipendiaten „Der Großteil der Amerikaner denkt gar nicht so schlecht über die Deutschen, wie man hier immer glaubt“, sagte Arrus Farmer am vergangenen Mittwoch bei einem Treffen mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche. Er hätte bisher in seinem viermonatigem Aufenthalt auch keinerlei Probleme gehabt, obwohl die Ansichten über die Rolle Amerikas in der Weltpolitik bei beiden Ländern verschieden seien. „Jeder kann denken was er will“, bekräftigte er und erntete zustimmendes Nicken. Auch in Amerika gäbe es Kritik an dem Irakkrieg der Regierung. Amerikaner und Deutsche sind doch nicht so verschieden. In der heimeligen Wärme des Wiener Cafés am Luisenplatz traf sich Reiche mit drei Austauschstipendiaten aus den Vereinigten Staaten und deren deutschen Gasteltern. Aarus Farmer (22), Kamila Sekiewicz (24) und Dale Hardee (17) nahmen an dem Parlamentarischen Patenschafts Programm (PPP) des Deutschen Bundestages und des amerikanischen Departement of State Congress teil. Beim zweisprachigen Plausch auf Englisch und Deutsch erklärte Reiche, dass es „eine Tradition sei, dass sich Abgeordnete um Stipendiaten ihres Wahlkreises kümmern“. Sie hatte an diesem Abend den ersten Kontakt hergestellt und war neugierig die Drei kennen zulernen. „Momentan verweilen insgesamt sechs Stipendiaten in Potsdam und Umgebung,“ sagte Reiche. Als sprachgewandtester Redner kristallisierte sich bald Aarus Farmer heraus, dessen Großmutter aus Fürth stammte und der von dieser schon in der Kindheit die ersten Brocken Deutsch lernte. Mit den etwas schüchterneren Kamila Sekiewicz und Dale Hardee hatte er das Interesse an Deutschland in kulturellen und geschichtlicher Hinsicht geteilt. Dale aus Kansas besucht hier die elfte Klasse und will unbedingt die Porsche-Werke besichtigen, was er mit Katherina Reiche in den kommenden Wochen auch tun wird. Siekewicz aus New Jersey und Farmer aus Richmond hingegen haben ihr Bachelor, in Deutschland vergleichbar mit dem Grundstudium, bereits in der Tasche. Sie ist seit dem Oktober in Deutschland, um ein Praktikum am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik zu absolvieren. Farmer hingegen studiert an der Uni Potsdam, um seinen Master in Public Management und Wirtschaftswissenschaften zu erlangen. Kamila Sekiewiczs Gastmutter Katharina Schulz erzählte, dass Kamila ein eigenes Reich in ihrem Haus in Bergholz-Rehbrücke hätte. „Ich hatte mich vor einem halben Jahr etwa auf eine Annonce gemeldet, weil noch Gasteltern gesucht wurden“, sagte Schulz. Sie sei neugierig gewesen und empfände den Aufenthalt eines Gaststudenten auch förderlich in Hinblick auf ihre kleine Tochter, die schon in der ersten Klasse den Englischunterricht besucht. Alles laufe problemlos und man verstehe sich großartig. Sekiewicz lächelte. „Ich war sehr überrascht von der Nettigkeit der Menschen in Deutschland und der Geduld, die man mir zeigt, wenn ich mal ein deutsches Wort nicht weiß“, sagte Aarus Farmer. Wie auch Sekiewicz und Hardee hätte er keinerlei Vorstellungen und „deutsche Stereotypen im Kopf gehabt“, bevor er hier herkam. Doch eines fiel ihnen negativ auf: „Die Tage hier sind so kurz und schrecklich kalt.“ Später am Abend wurden in regen Gesprächen auch politische und gesellschaftliche Themen angeschnitten. Aarus Farmer beklagte sich über das politische Desinteresse und die „Faulheit“ seiner Altersgenossen in den Staaten. „Doch ich habe gehört hier in Deutschland ist das genauso“, sagte er. Katherina Reiche nickte. Wenn es den Menschen früher schlecht ging, seien sie auf die Straße gegangen und hätten für ihr Recht gekämpft, meinte Farmer. Amerikanische und deutsche Jugendliche sind doch nicht so verschieden. Patrick Steller

Patrick Steller

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