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Landeshauptstadt: Warum diese Kirche wieder aufbauen? Ausstellung eröffnet Kritiker stellen Fragen

Innenstadt - „Nicht trotz, sondern wegen seiner Geschichte muss dieser Ort wieder mit Leben erfüllt werden“ – Wolfgang Huber, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Garnisonkirche, nutzte die Eröffnung der neuen Dauerausstellung über die 1968 gesprengte Barockkirche, um für den Wiederaufbau zu werben. Die unter dem Motto „Fragmente & Perspektiven“ stehende Exposition in der temporären Kapelle an der Breiten Straße ist am Samstag eröffnet worden.

Innenstadt - „Nicht trotz, sondern wegen seiner Geschichte muss dieser Ort wieder mit Leben erfüllt werden“ – Wolfgang Huber, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Garnisonkirche, nutzte die Eröffnung der neuen Dauerausstellung über die 1968 gesprengte Barockkirche, um für den Wiederaufbau zu werben. Die unter dem Motto „Fragmente & Perspektiven“ stehende Exposition in der temporären Kapelle an der Breiten Straße ist am Samstag eröffnet worden. Gleichzeitig protestierten Mitglieder der „Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“ gegen den Wiederaufbau. Henri Herborn von der Bürgerinitiative: „Wir fragen uns, warum man eine so belastete Kirche wieder aufbauen soll“. Die Initiative präsentierte einen Katalog mit Fragen wie „Kirchen statt Kinder?“, der von der Stiftung Garnisonkirche beantwortet wurde.

Huber berichtete von einem Besuch des Kirchenstandortes gemeinsam mit der ehemaligen DDR-Spitzensportlerin Ines Geipel. Die Staffelweltrekordlerin von 1985 ist heute eine namhafte Doping-Gegnerin. Ines Geipel habe ihm erklärt, „was uns ausmacht, hat mit unseren Wurzeln zu tun“. Es gebe kaum einen anderen Ort, wo die Aspekte und Epochen deutscher Geschichte in so konzentrierter Form zu finden seien. Ferner habe die Sportlerin ihm gesagt, „wenn die deutsche Einheit im Inneren zu gewinnen ist, dann hier“. Die Garnisonkirche ist Ines Geipel zufolge durch zwei Diktaturen missbraucht worden – durch das Dritte Reich und die DDR. Selbst sprach sich Huber für ein differenzierteres Preußen-Verständnis aus. „Preußen ist für mich ein Träger von Reformprozessen“. Neben den politisch-historischen Aspekten sprechen Huber zufolge noch weitere für das Aufbauwerk: „Städtebaulich ist der Wiederaufbau ein Muss.“ Die Garnisonkirche sei zudem von Bedeutung wegen der dort vollzogenen Union von lutherischen und reformierten Christen, als ehemaliger Gebetsort für die Widerständler aus dem Infanterieregiment Nr. 9, nicht zuletzt „als Ort einer mutigen Gemeinde zwischen 1945 und 1968“.

Als einer der langjährigen Sponsoren des Garnisonkirchen-Wiederaufbaus übte Siegfried Grube beim Neujahrsempfang des Vereins am Sonntag Kritik an der Ausstellung. Grube forderte, dass mehr Wert bei der Präsentation der Kirchengeschichte auf das normale kirchliche Leben gelegt werde. „Die Garnisonkirche war eine Kirche der Potsdamer mit Taufen, Konfirmationen und Gottesdiensten. Das sollte viel stärker ins Bewusstsein gerückt werden. Dann würde der Wiederaufbau der Garnisonkirche ähnlich wie der der Frauenkirche in Dresden auch zur Herzenssache der Potsdamer werden. gb/dif

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