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Sport: Wechselbad der Gefühle

Potsdamerin Claudia Hofffmann mit der deutschen Staffel WM-Siebente

Potsdamerin Claudia Hofffmann mit der deutschen Staffel WM-Siebente Der Leitende Bundestrainer Jürgen Mallow erwies sich zum Abschluss der Leichtathletik-WM in Helsinki als kluger Pädagoge. Für die 4mal-400-m-Staffel der Frauen mit der Potsdamerin Claudia Hoffmann, die gestern im Endlauf Platz sieben belegten, formulierte er ausdrücklich Lob, obwohl doch in deren Auftritt Licht und Schatten relativ dicht beieinander lagen. „Dass eine Staffel ohne Grit Breuer im Finale stehen würde, das hatten diesem Quartett nur ganz wenige zugetraut. Insofern ist das eine respektable Anschlussleistung“, sagte Mallow. Er gehe davon aus, dass in diesem Wettbewerb mit den jungen Läuferinnen hinter den jetzt Nominierten in Zukunft wieder regelmäßig Endlauf-Plätze bei großen Championaten für den DLV möglich seien. Zu den durchaus noch Jungen gehört ja zweifellos auch Claudia Hoffmann, die am 10. Dezember gerade mal 23 Jahre alt wird und die in ihren zwei Stadionrunden in der Staffel in Vor- und Endlauf in Helsinki den eindeutig stärksten Eindruck in der deutschen Mannschaft mit Claudia Marx am Start, Korinna Fink und Ulrike Urbansky als Schlussläuferin hinterließ. Die Deutsche Meisterin dieses Jahres, vor zwei Jahren bei der WM in Paris schon Vierte mit der Staffel, bekam mit dem Finaleinzug sogar noch etwas vom Preisgeld-Kuchen in Helsinki ab, der an die ersten Acht verteilt wird. Zwar waren die 80 000 US-Dollar für den Sieger oder 16 000 für den Vierten natürlich außer Reichweite, aber auch 7000 für den Siebenten sind ja noch Geld. Um das freilich ging es bei der WM erst in zweiter oder dritter Reihe, obwohl es keine unangenehme Nebenwirkung ist. „Wir wollten“, meinte Claudia Hoffmann, die die Staffel gestern zwischenzeitlich vom letzten auf den fünften Platz lief, „hier unbedingt in den Endlauf und zeigen, dass es trotz des derzeit nicht überragenden Potenzials auf den 400 Metern wieder schrittweise vorwärts geht. Das ist gelungen, wenn auch zugebener Maßen mit Glück.“ Dieses bestand darin, dass das DLV-Quartett – nach dem Vorlauf nur mit der drittschnellsten Zeit nach den direkt Qualifizierten notiert (nur zwei kamen weiter) – von der Disqualifikation der favorisierten US-Amerikanerinnen profitierte. Vom Platz 9 im Ranking rutschte man um einen nach vorn – und ins Finale der vorletzten WM-Entscheidung gestern Abend. Aus Zu-Tode-betrübt wurde so noch ein himmelhochjauchzend, das die vier Frauen allerdings erst spät erreichte. Nach dem vermeintlichen Aus hatte sie Bundestrainer Edgar Eisenkolb (Hannover) auf den Einlaufplatz beordert, wo sie ihren Frust mit Bewegung zu verdrängen suchten. „Natürlich war die Freude riesig, und die Nachricht noch mal ein richtiger Motivationsschub“, berichtete der Coach. Den vierten Rang im Vorlauf hinter Russland, Polen und Weißrussland mit 3:27,96 Minuten, was nur vier Hunderstel über der bisherigen Saisonbestmarke von Europacup in Florenz lag, als das Quartett mit der gleichen Besetzung – nur Marx und Urbansky hatten ihre Position getauscht – lief, konnte er angesichts der starken Kontrahentinnen nicht als Enttäuschung sehen. „Im Rahmen ihrer Möglichkeiten waren alle vier stark, dennoch konnte unsere Devise für den Endlauf nur heißen: wir wollen besser werden und ein gutes Rennen zeigen.“ Die Enttäuschung aus dem Vorlauf hatte man gleich nach der guten Nachricht abgehakt – „positiv denken und nach vorne schauen“, gab Claudia Hoffmann als Devise aus. Das dokumentierte sich schon in ihrer ersten Aussage am Samstag, als sie noch glaubte, dass es das nun gewesen war. „Wir werden den Kopf nicht hängen lassen und weitermachen. Es gibt ja noch ein paar Rennen in diesem Jahr“, ließ sie nach dem Zittern um die Qualifikation nun frierend im kühlen Wind in der Mixed Zone wissen. Taktisch habe man eigentlich alles richtig gemacht: die Starken an Position 1 und 2 und die Flucht nach vorn ergreifen. Das zeigte Mut zum Risiko und den Willen, sich nicht ängstlich zu verstecken, sondern das maximal Mögliche herauszuholen. „Das muss unsere Basis für die Zukunft sein. Claudia Hoffmann wird dabei ein ganz wichtiger Baustein sein“, so Bundestrainer Edgar Eisenkolb. Für die Athletin vom SC Potsdam heißt das erst einmal, ihre persönliche Bestzeit unter die 52-Sekunden-Marke zu drücken. Derzeit steht sie bei 52,27 s und stammt aus dem Jahre 2003, in dieser Saison ist sie bisher 52,51 s gelaufen. „Mit Frank Möller als Trainer werde ich das schaffen“, verkündet sie selbstbewusst. „Ohne ihn stünde ich nicht da, wo ich jetzt bin. Er hat mich seit Jahren immer auf den Punkt fit gemacht.“ Claudia Hoffmanns Staffelrang sieben war bei der WM in Helsinki die beste Brandenburger Platzierung. Gegenüber Paris, als Andreas Erm Geher Bronze gewann und weitere Top-Platzierungen der drei anderen Vertreter aus dem Land des „roten Adler“ dazu kamen, ist das statistisch zwar ein Rückschritt. Auch Melanie Seeger und Sabine Zimmer, Zehnte und 23. im 20-km-Wettbewerb der Frauen, erreichten ihre Top-Form nicht ganz. Aber das soll, so war es von allen drei zu hören, nur eine Momentaufnahme sein. „Wir greifen wieder an“, so sagte Melanie Seeger exemplarisch.

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