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Landeshauptstadt: Weihnachtswunsch wieder nicht erfüllt

Potsdamer Suppenküche sucht noch immer nach neuem Domizil / Privatspenden in Vorweihnachtszeit haben zugenommen

Innenstadt - Wohlgefühl klingt anders. „Man fühlt sich wie auf dem Präsentierteller“, murrt einer. Und das liegt nicht daran, dass die Suppenküche am Nachmittag des Heiligabends bis auf wenige Plätze gefüllt ist. Die Besucher des Sozialen Zentrums in Potsdams Innenstadt mögen es nicht, wenn just an Weihnachten Politiker und Journalisten vorbeischauen. Und doch sind die meisten der mehr als 40 Anwesenden froh, dass es am 24. Dezember überhaupt solch ein Angebot gibt; einen Treffpunkt für sie, die keine Anlaufstelle über die Weihnachtstage haben. Oder diejenigen, die sich ein traditionelles Weihnachtsfest nicht leisten können.

„Die Potsdamer spendeten reichlich“, freut sich der Leiter der Einrichtung, Friedhelm Loter. Etwa 2000 Euro an Barspenden kamen in den letzten Wochen zusammen, dazu Kleidung, Lebensmittel, Süßigkeiten. Selbst an diesem Nachmittag brachten Privatleute einige Tüten mit Lebensmitteln oder Geld vorbei. Aus den Spenden stellten die Mitarbeiter um Loter für jeden regelmäßigen Besucher der Suppenküche einen Geschenkebeutel zusammen. Für die kleinen Gäste, darunter ein nur sechs Monate altes Kind, hatte der Weihnachtsmann Süßigkeiten und kleine Geschenke dabei. Und auch die Politiker kommen nicht ohne Gaben. PDS-Stadtfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg spendiert Gesellschaftsspiele, sein Parteikollege Rolf Kutzmutz hat traditionell den Braten für den ersten Festtag gesponsert. Oberbürgermeister Jann Jakobs hat ebenfalls Geschenke im Gepäck: 500 Euro für einen Herd gab es vom Stadtoberhaupt, neben 20 Kilo Schokolade.

Doch der eigentliche Weihnachtswunsch von Suppenküchenchef Loter wird von Jakobs wieder nicht erfüllt: Eine sichere Zukunft in einem neuen Haus. Die Eigentümerin des derzeitigen Domizils, die Stiftung Militärwaisenhaus, will das Objekt in der Lindenstraße sanieren. Seit mehreren Jahren suchen Verantwortliche nach einem neuen Sitz für die Suppenküche (PNN berichteten). Während Scharfenberg immerhin auf einen Antrag im Stadtparlament verweist, in dem er auf die dringende Suche nach einem neuen Haus aufmerksam machte, kann Jakobs keine konkreten Ergebnisse vorweisen. Loter selbst sagt, derzeit seien ihm mehrere Objekte vom Kommunalen Immobilienservice zur Begehung angeboten. Im Januar soll besichtigt werden. Darunter befinden sich Räume in der Yorckstraße, im Zentrum Ost oder die ehemalige KfZ-Zulassungsstelle in der Puschkinallee. Auch eine temporäre Containerlösung in der Babelsberger Mühlenstraße sei dabei. Die Begeisterung über letzteren Vorschlag hält sich bei Loter in Grenzen. Er wolle Planungssicherheit für das Soziale Zentrum. Was auch für seinen Mitarbeiterstamm gelte, fügt er hinzu. Drei befristete Stellen hat er, zusätzlich kommen immer wieder Ein-Euro-Jobber, „die aber nur kurzfristig sind“. „Wir brauchen festes Stammpersonal“, so Loters Wunsch. „Damit sich die Besucher nicht immer an neue Gesichter gewöhnen müssen. Hier läuft viel über Vertrauen.“ Und mehr Mitarbeiter hieße auch, mehr Zeit für die Betreuung zu haben. „Die fehlt nämlich jetzt.“ Was auch daran liegen mag, dass sich die Anzahl der Besucher im zu Ende gehenen Jahr gestiegen ist. 30 bis 35 Essen sind es täglich, „mindestens, im Winter erhöht sich die Zahl noch“. Vermehrt junge Leute und Kinder kommen, sagt Loter und blickt auf die sechsmonatige Franziska, die dank der Suppenküche zumindest ein einigermaßen gemütliches Weihnachtsfest erleben darf. Doch Wohlgefühl ist etwas anderes.

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