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Landeshauptstadt: Welche Rolle spielt die Bundeswehr?

Garnisonkirche: Bürgerinitiative will Auskunft von Wiederaufbaustiftung

Innenstadt - Mit einer Unterschriftensammlung wollen Kritiker des Wiederaufbaus der Garnisonkirche erreichen, dass offene Fragen zu dem Projekt schnell beantwortet werden. Das kündigte am Dienstag die Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche (POG) an. Zugleich veröffentlichte die Initiative einen offenen Brief an Alt-Bischof Wolfgang Huber, zugleich Chef-Kurator der Garnisonkirchen-Stiftung, der ihm am morgigen Donnerstagabend persönlich in Potsdam übergeben werden soll. In der Kapelle der Garnisonkirche wird Huber ab 20 Uhr einen Vortrag über „Widerstand gegen Diktatur und Terror“ halten.

Doch die Gegner der Garnisonkirche wollen ganz andere Informationen – etwa Aussagen zur künftigen Rolle des Militärs in der Kirche. So hatte Huber im März in Bezug auf die Kirche gesagt, dort könne in „besonderer Weise“ an diejenigen erinnert werden, die bei Bundeswehreinsätzen ums Leben gekommen sind.

Zugleich zitiert die Initiative POG einen Beschluss der Kreissynode der evangelischen Kirche in Potsdam aus diesem Jahr, in dem explizit gebeten wird, in der Kirche solle es keine „ausschließliche Nutzung durch die Bundeswehr“ geben. Die POG-Aktiven schlussfolgern daraus, dass es die Idee einer hauptsächlichen Nutzung durch die Bundeswehr geben könnte. Weitere offene Fragen hat die Initiative zum geplanten Versöhnungskonzept in der Kirche und zur Finanzierung des Baus.

Die Initiative reagiert damit auch auf Äußerungen von Peter Leinemann vom Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche: Er hatte vor zwei Monaten vorgeschlagen, ein Drittel der Baukosten von 100 Millionen Euro mit öffentlichen Geldern abzudecken. Dabei war vorher versichert worden, dass die Kosten ausschließlich aus Spenden finanziert werden sollen. Zumindest Stadt und Land wolle man nicht mehr fragen, hieß es danach von der Garnisonkirchenstiftung – allerdings gebe es noch andere öffentliche Fördermittelquellen außerhalb Potsdams. Die Stadt- und Landespolitik hatte eine öffentliche Finanzierung für die Garnisonkirche deutlich abgelehnt. Die Kritiker wollen nun genaue Informationen. Allgemein werfen sie den Organisatoren des Wiederaufbaus „fehlende Transparenz“ und das „Verbreiten von Halbwahrheiten“ vor. „Man kann nicht Versöhnung predigen und Misstrauen säen“, heißt es in dem Brief an Huber.

Ob die Kritiker detaillierte Antworten erhalten, ist indes fraglich. Martin Vogel aus dem Vorstand der Garnisonkirchen-Stiftung sagte am Dienstag den PNN, man habe in diesem Jahr bereits 52 kritische Fragen beantwortet. Unter anderem hatte die Stiftung dabei ausgeschlossen, dass in der Kirche Vereidigungen der Bundeswehr stattfinden könnten. Zudem sei die Stiftung dem von der evangelischen Kirche in Deutschland verfassten Leitbild des gerechten Friedens verpflichtet. Vogel kritisierte auch die Gegner des Wiederaufbaus: „Es ist einfach, immer gegen alles zu sein – aber sehr produktiv ist das nicht.“ Gleichwohl wolle man mit der Initiative im Dialog bleiben.

Der Widerstand gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche ist vor allem in der Geschichte des Gotteshauses begründet, das mit dem „Tag von Potsdam“ verbunden wird. Am 21. März 1933 gaben sich Adolf Hitler und Reichspräsident Hindenburg dort symbolisch die Hand. Bei einem alliierten Luftangriff am 14. April 1945 wurde die Kirche zerstört und deren Ruine im Juni 1968 auf Beschluss der DDR-Führung gesprengt. HK

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