zum Hauptinhalt

Sport: „Wie Radfahren auf Kopfsteinpflaster“

Die Potsdamer Kevin Kuske, Andreas Barucha und Mirko Pätzold schieben nun Bobs bei den EM an

Ein Potsdamer Trio greift in den kommenden Tagen in Italien nach internationalen Meriten. Die Bob-Anschieber Kevin Kus- ke, Andreas Barucha und Mirko Pätzold trainieren seit Wochenbeginn in Cortina d“Ampezzo mit ihren Teams für die Europameisterschaften, bei denen am Samstag die Medaillen im Zweier und tags darauf der Titel im Vierer vergeben werden.

„Natürlich wollen wir hier wieder in den Medaillenbereich fahren und möglichst ganz vorn landen“, meint Bob-Bundestrainer Carsten Embach, der Kuske, Barucha und Pätzold daheim im Potsdamer Luftschiffhafen betreut und auch jetzt in den Dolomiten alle Hände voll zu tun hat, um die drei deutschen Schlitten in den richtigen Schwung zu bringen. Embachs größte Hoffnungen ruhen dabei natürlich auf seinem Vorzeige-Athleten Kevin Kuske, der als bester Bob-Anschieber der Welt gilt. Das Kraftpaket geht gemeinsam mit seinem Oberhofer Piloten André Lange im Zweier als Titelverteidiger an den Start; im Vierer war die Lange- Crew vor Jahresfrist in St. Moritz EM- Zweiter geworden. „Wir haben an beiden Bobs nochmal ein bisschen die Einstellung verändert und ich bin guter Dinge“, berichtete Kuske aus Oberitalien. Die Blessuren an der rechten Schulter, die sich der Potsdamer kurz vor Weihnachten beim Sturz des Lange-Vierers vorm Weltcup-Rennen in Lake Placid zugezogen hatte, seien inzwischen wieder auskuriert.

„Die Schmerzen sind weg, ich bin wieder fit“, erklärte der 28-Jährige, der nach dreijähriger Abstinenz in Cortina beim gestrigen Vierer-Training erstmals wieder die Olympiabahn von 1956 hinab donnerte. Mitte Dezember 2002 waren Lange/Kuske dort beim Weltcup Vierte geworden, um sich zwei Monate später in Lake Placid WM-Gold im Zweier zu erkämpfen. In der laufenden Weltcup-Saison führen die beiden Olympiasieger von Turin nach drei Siegen in Übersee auch deutlich im Weltcup. Der Lange-Vierer mit Alexander Rödiger (Meiningen), Martin Putze (Bad Sulza) und Kuske liegt nach Platz eins in Calgary und Rang zwei in Park City in der Weltcup-Rangliste auf Platz vier, da er in Lake Placid nach dem Sturz im Trainingsrennen auf einen Start verzichtete. Hier führt der Russe Jewgeni Popow mit seiner Crew, die in Übersee ärgster Kontrahent des Oberhofer Schlittens war und dies auch am kommenden Sonntag in Italien sein dürfte.

Ebenso wie Kevin Kuske sieht auch Mirko Pätzold einem Doppelstart am Wochenende entgegen. Nachdem er bei den ersten Weltcups dieser Saison in den Schlitten Karl Angerers (Königssee) die nordamerikanischen Eiskanäle hinabgerauscht war, schiebt er nun in Cortina d“Ampezzo den Zweier und Vierer des Youngsters und EM-Neulings Thomas Florschütz vom BRC Riesa an. „Unser Ziel hier ist es, in der Weltcup-Wertung möglichst unter die ersten sechs zu kommen. Und wenn für die EM-Wertung die Amis und Kanadier, die hier auch starten, wegfallen, könnte man ja vielleicht sogar mit einer noch besseren Platzierung spekulieren“, erklärte der einstige Weitspringer des SC Potsdam, der 1998 zu den Bobsportlern wechselte und bei den Europameisterschaften 2004 in Altenberg im Vierer des Winterbergers René Spies auf Platz fünf fuhr. In der vergangenen Woche erkämpfte sich Pätzold nun bei letzten Tests auf der Altenberger Bahn endgültig die Plätze in den Florschütz-Bobs, für die der Potsdamer Sascha Schelter als Ersatzmann dabei ist. Zum Vierer gehören außerdem Christoph Heyder aus Erfurt und Enrico Kühn aus Bad Langensalza.

Die Bedingungen in Cortina sind wegen der auch in Oberitalien herrschenden Wärme nicht optimal. „Im ersten Lauf geht es noch, aber dann wird die Bahn recht ruppig. Das ist dann wie Radfahren auf Kopfsteinpflaster“, erklärte Pätzold, und Andreas Barucha bestätigt dies: „Die Bahn lässt immer schnell nach, so dass ein gutes Abschneiden auch immer ein bisschen von der Startnummer abhängt, die man erwischt. Barucha gehört mit Ronny Listner (Chemnitz) und Andreas Porth (Oberbärenburg) zur Vierer-Crew des Riesaers Matthias Höpfner vom SC Oberbärenburg, auch er bestätigte in der vergangenen Woche bei letzten Tests sein EM- Ticket. „Inzwischen kann ich wieder gerade laufen. Die Bahn in Altenberg war ganz schön ruppig, und sechs Fahrten darauf an einem Tag sind kein Zuckerschlecken“, gestand der 27-jährige Potsdamer, der im Dezember 2005 in Cortina in Höpfners Schlitten immerhin Weltcup- Zweiter wurde. „Schwer zu sagen, was diesmal drin ist“, meint Barucha.

Dessen Pilot liefert sich jetzt bei den EM und eine Woche drauf beim Weltcup in Innsbruck auch ein Duell mit Florschütz um das WM-Ticket nach St. Moritz. Da André Lange aller Voraussicht nach in Igls nicht antreten und damit auch die Weltcup-Führung im Zweierbob abgeben wird, ist Deutschland bei den WM nur mit jeweils zwei Schlitten dabei – und die Lange-Bobs sind gesetzt

Für Zuversicht im deutschen Bob-Lager sorgt, dass Cheftrainer Raimund Bethge wieder dabei ist. Der frühere Potsdamer war zu Saisonbeginn wegen eines erneuten chirurgischen Eingriffs an seinen im November 2005 bei einem Unfall in der Olympiabahn von Cesana schwer verletzten Beinen ausgefallen und in Übersee von Carsten Embach vertreten worden. „Raimund ist wieder da, nun wird alles gut“, meinte Embach gestern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false