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Landeshauptstadt: Winterdienst nur „befriedigend“

Stadt schreibt den Winterdienst neu aus / Salz reicht nicht / Künftig mehr freie Radwege angestrebt

Schnee und Eis haben die Potsdamer Winterdienste an den Rand der Leistungsfähigkeit gebracht. „Mehr geht nicht“, sagte Enrico Munder gestern. Der Geschäftsführer der Stadtentsorgung, zugleich verantwortlich für den Winterdienst der Stadt, erklärte: Das Unternehmen habe wie im Vertrag mit der Stadt vereinbart gearbeitet. 366 der etwa 1100 Straßen würden demnach geräumt, die vereinbarte Anzahl der Fahrzeuge sei zwischen zwei und 22 Uhr unterwegs. Der zuständige städtische Bereichsleiter Norbert Praetzel sieht dennoch Defizite beim Winterdienst: Die Potsdamer würden ihren Anliegerpflichten nicht nachkommen, der Winterdienst habe zu viele Leerfahrten und einige vereinbarte Straßen seien nicht sowie Rad- und Fußwege unzureichend geräumt. Er würde dem Winterdienst in der Stadt die Note 3 geben – befriedigend.

In Zukunft soll einiges anders, und vielleicht auch besser werden, verspricht Norbert Praetzel. Der Vertrag mit der kommunalen Stadtentsorgung für den Winterdienst sei ausgelaufen, nun werde europaweit ausgeschrieben. Mit anderen Prioritäten: Künftig soll mehr Augenmerk auf Rad- und Fußwege gelegt werden, weniger auf die Straße, sagte der städtische Bereichsleiter Verkehrsanlagen. Wenn die Stadt mehr Radverkehr haben will, müssten Radwege auch im Winter befahrbar sein, so Praetzel. Zudem soll mehr Qualität bei der Räumung der Straßen erreicht werden. Derzeit gibt die Stadt 815 000 Euro für den Winterdienst aus, das Geld für diesen Winter war schon am 31. Dezember aufgebracht, so Praetzel. Hintergrund sei der strenge Winter 2008 gewesen. In diesem Jahr wird der Winterdienst erneut mehr Geld kosten als veranschlagt.

Dabei hat die Stadtentsorgung bei ihren Diensten am Salz gespart. Da der Nachschub nicht rechtzeitig da war, sei in der Vorwoche weniger Salz gestreut worden, sagte Munder. Am Wochenende wurde allerdings alles aufgeboten, was da war: 200 Mitarbeiter, 14 Räum- und Streufahrzeuge sowie 350 Tonnen Salz im 20-Stunden- Dienst allein im Auftrag der Stadtverwaltung. Jetzt seien die Silos fast leer, eine neue Lieferung von 75 Tonnen Salz sei für heute angekündigt. Das reiche bei normalen Verbrauch ganze drei Tage. Zudem sei die Qualität des Salzes weniger rein als die des bisherigen Salzes, da es direkt aus der Kaligrube käme, so Munder. Sollte das Salz in den nächsten Tagen nicht ausreichen, um die Straßen von Schnee und Eis zu befreien, dann müsse mit einem Sand-Split-Gemisch gearbeitet werden. Eine Notreserve stehe allerdings für spezielle Bereiche wie Brücken und Kreuzungen immer zur Verfügung, sagte Praetzel.

„Die Potsdamer Stadtwerke sind anscheinend nicht auf einen Winter mit Schnee und Kälte vorbereitet“, erklärte Steeven Bretz gestern. Nur so könne man sich „das Chaos auf den Straßen der Landeshauptstadt erklären“, sagte der CDU- Landtagsabgeordnete. Geräumte Straßen und Gehwege seien in diesem Winter in Potsdam eine Seltenheit, deren Benutzung sei für alle mit einem hohen Sicherheitsrisiko verbunden. Das Wetter hatte sich gestern bei rund minus drei Grad beruhigt. Allerdings stieg die offiziell gemessene Schneehöhe noch einmal auf 30 Zentimeter. Höher lag die Schneedecke zuletzt im Winter 1978/79 mit 53 Zentimetern. Die Polizei meldete nach einem ruhigeren Wochenende gestern wieder 27 Unfälle bis zum Mittag. Es gab keine Verletzten. Schlimmer hat es die Fußgänger erwischt: Im Dauereinsatz waren die Ärzte in der Rettungsstelle des Klinikums Ernst von Bergmann: 34 Patienten mit Knochenbrüchen, Stauchungen oder Prellungen seien am Samstag und Sonntag eingeliefert worden, sagte Sprecherin Damaris Hunsmann – allein bis gestern zum frühen Nachmittag seien noch einmal acht Verletzte dazu gekommen. jab/HK

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