zum Hauptinhalt

Sport: „Wir hoffen auf mehr Karten“

Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder zum DFB-Pokalfinale und den Saisonrest

Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder zum DFB-Pokalfinale und den Saisonrest Hat denn Turbine Potsdams Trainer in der Nacht nach dem Einzug ins DFB-Pokalfinale besser geschlafen als in der Nacht davor, Herr Schröder? Das hat sich nicht viel genommen, denn man lebt so ein Spiel ja noch nach. Sicher hätte ich auf Grund des Ergebnisses besser schlafen können und müssen, aber der Unterschied war eher unmerklich. Weil Turbine im Halbfinale gegen den FC Bayern München auch viel Dusel hatte? Ach, letztlich ist das alles hypothetisch: Was wäre, wenn unser erstes Tor nicht gegeben worden wäre. Hätten unsere Spielerinnen andererseits ihre drei vergebenen Riesenchancen genutzt, dann hätte keiner mehr über Abseits oder nicht Abseits vorm 1:0 geredet. Dann hätte es am Ende 5:0 geheißen, ein Tor weniger immer noch 4:0. Andere Mannschaften würden gar nicht diskutieren, sondern sagen: Was wollt ihr, wir haben 2:0 gewonnen. Wir dagegen beginnen zu diskutieren, weil unserer Anspruch an die eigene Leistung ein anderer ist. Allein die Tatsache, dass wir schlecht gespielt haben, heißt doch noch lange nicht, dass der FC Bayern das Spiel gewonnen hätte. Er hat ja keine Riesenchancen ausgelassen, unsere Torhüterin musste nicht ständig Kopf und Kragen riskieren. Mit dem gewonnenen Halbfinale kann Turbine finanziell schon für die nächste Saison planen, oder? Wir haben von vornherein gesagt, dass der Einzug ins Pokalfinale für uns das wichtigste Saisonziel ist, weil damit auch finanziell eine gewisse Sicherheit für den Abschluss dieser Saison und für das kommende Spieljahr gegeben ist. Haben Sie schon Reaktionen zu Potsdams erneuter Endspiel-Teilnahme erfahren? Es gab bisher vor allem aus Freundes- und Verwandtschaftskreisen Glückwünsche. Und Nationaltrainerin Tina Theune-Meyer hat sich schon bei mir gemeldet. Was hat sie gesagt? Dass sie sich freut, uns im Finale im Berliner Olympiastadion gegen den FFC Frankfurt spielen zu sehen. Sie hatte sich Frankfurts Halbfinalspiel beim SC Freiburg angeschaut. Was sagen Sie dazu, dass Potsdams Final-Gegner wieder FFC Frankfurt heißt? Wäre Ihnen Freiburg lieber gewesen? Nein. Ohne Freiburg zu nahe treten zu wollen: Es geht darum, dass sich der Frauenfußball vor großer Kulisse im Olympiastadion und vor den Fernsehern ordentlich präsentiert, und das ist mit unseren beiden Mannschaften möglich. Außerdem bekommt die Nationaltrainerin, die für die EM-Endrunde hauptsächlich auf Blockbildung aus Frankfurter und Potsdamer Spielerinnen setzt, im Pokal-Endspiel noch einmal ein gutes Bild über die Verfassung der EM-Kandidaten. Die beiden Finalisten stellen derzeit 80 Prozent der Nationalmannschaft. Weiß der FFC Turbine schon, ob er für das diesjährige Finale wieder ein Kontingent von 650 Eintrittskarten erhält oder ob es diesmal mehr Tickets werden? Wir hoffen diesmal auf mehr Karten, weil das Olympiastadion jetzt fertig ausgebaut ist und damit mehr Sitzplätze zur Verfügung stehen. Außerdem haben die Frauenbundesliga-Vereine schon mehrfach in Gesprächen mit dem DFB darum gebeten zu prüfen, ob ihren Finalisten nicht mehr Karten zur Verfügung stehen könnten. Wir werden in den nächsten 14 Tagen wieder zum DFB fliegen müssen, um dort detailliert den Ablauf des Endspiel-Tages abzusprechen. Da werden wieder viele Einzelfragen zu klären sein und sicher erfahren wir dann auch, wie viele Karten wir bekommen. Wie will Turbine die Tickets verteilen? Sie werden sicher von Kartenwünschen überflutet werden. Davon muss man ausgehen. Gestern zu unserem Halbfinalspiel haben sich plötzlich wieder manche Leute gezeigt, die man nur einmal im Jahr sieht und die das Gefühl haben, nun berücksichtigt werden zu müssen. Wir werden mit hohem Verantwortungsbewusstsein die Karten verteilen und dabei bemüht sein, unseren uns nahe stehenden Fans ihren Anteil zukommen zu lassen. Erfahrungsgemäß werden uns übrigens auch wieder viele Wünsche aus Regionen erreichen, aus denen die Männer-Finalisten kommen könnten. Dazu haben ja beispielsweise noch Schalke und der FC Bayern die Chance Wohin können sich interessierte Fans denn wenden? Wir müssen erst einmal abwarten, wie viele Karten wir erhalten, dann sehen wir weiter. Wir haben jetzt mit dem bevorstehenden UEFA-Cup-Spiel in Trondheim erlebt, dass unsere Maschine überbucht wurde und wir Fans absagen mussten, die sich schon Hoffnungen gemacht hatten, in Norwegen dabei zu sein. Wann beginnt für Sie die Vorbereitung auf das DFB-Pokalfinale? Bereits in dieser Woche? Nein. Wir haben am Sonntag unser erstes Saisonziel erreicht, jetzt liegt die Priorität erst einmal auf dem UEFA-Cup. Am 9. April empfangen wir Trondheim zum Halbfinal-Hinspiel, eine Woche später müssen wir auswärts ran. Erst dann werden wir über das DFB-Pokalendspiel nachdenken. Dann haben wir noch genügend Zeit bis zum 28. Mai. Wobei uns zuvor auch noch turbulente Wochen erwarten könnten. Inwiefern? Sollten es so sein, dass wir – wie auch immer – das UEFA-Cup-Finale erreichen, bekämen wir zusätzliche Probleme. Dann nämlich müssten wir die beiden letzten Bundesligaspiele am 16. Mai zu Hause gegen Bayern München und am 22. Mai in Crailsheim in die Wochen vorverlegen, weil an diesen beiden Sonntagen die Endspiele im UEFA-Cup anstehen. Stichwort Bundesliga: Machen Sie sich noch Hoffnungen, den FCR Duisburg – bei dem Turbine zuletzt das direkte Duell 2:3 verlor – nach seinem 0:0-Ausrutscher am Ostersonnabend in Freiburg doch noch vom zweiten Tabellenplatz drängen zu können? Duisburg muss noch zum FFC Frankfurt und bei Bayern München ran, wir haben deshalb meiner Meinung nach alle Chancen, doch noch Vizemeister werden zu können. Sollte das gelingen, wären wir fünf Jahre in Folge stets Zweiter oder Erster geworden; damit könnten wir zufrieden sein. Kann denn der Erfolg jetzt im DFB-Pokal auch in der Bundesliga noch einige Bremsen lösen? Ich denke schon. Wir wollen im nächsten Heimspiel am kommenden Sonnabend gegen den FSV Frankfurt wieder einigen Spielerinnen ihre Chance geben, die zuletzt nicht oder kaum zum Einsatz kamen. Wir wollen ihnen Spielpraxis geben und damit zugleich einige Stammspielerinnen ein bisschen wach rütteln. Die eine oder andere von denen muss auch einmal eine kreative Denkpause bekommen. Das Interview führte Michael Meyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false