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Landeshauptstadt: „Wir könnten zwei Tageskliniken gebrauchen“

Tag der offenen Tür im Krankenhaus in der Aue / Führungen in der Ergotherapie und der Psychiatrie

Tag der offenen Tür im Krankenhaus in der Aue / Führungen in der Ergotherapie und der Psychiatrie Zum gestrigen Tag der offenen Tür präsentierte sich der 1996 sanierte Außenstandort des Klinikums „Ernst von Bergmann“ in der Aue bei Sonnenschein von seiner besten Seite. Patienten, Ärzte und Besucher genossen Kaffee und Kuchen, Gegrilltes und Salate sowie die Musik der Bands „Latino Break“, „Die Patienten“ und Eva Ventura Band“. Zahlreich nahmen Interessierte an den Führungen durch die Räume der Ergotherapie und der psychiatrischen Tagesklinik teil. Ergotherapeut Harald Hofmann erklärte, dass Patienten mit Gemüts- und Geisteskrankheiten, mit Persönlichkeitsstörungen sowie Suchtkranke und Patienten mit Gedächtnisschwächen ergotherapeutische Behandlung erhalten. In der Ergotherapie bastelten und werkelten die Patienten mit dem Ziel, ihre eigene Handlungsfähigkeit wieder zu stärken. In der Gestaltungstherapie werde zudem der künstlerische Ausdruck gestärkt, Patienten erlebten „Aha-Effekte“: Leistungsansprüche an sich selbst, die in Sätze wie „ich kann nicht malen“ münden, würden überwunden. Ursula Schubert vom Angehörigenverband für psychisch Kranke sagte nach der Führung, es sehe „alles sehr ordentlich“ aus. Allerdings habe sie von Patienten erfahren, dass es Wartelisten für die Ergotherapie gebe. Hofmann bestätigte, dass die materielle Ausstattung sehr gut sei, es aber am Personal mangele. Durch die psychiatrische Tagesklinik führte der Psychologe Nils Röwekamp. Er erklärte, dass es 12000 Tagesklinikplätze in 570 Tageskliniken in Deutschland gibt. Viele Patienten brauchten eine Klinikbehandlung, „aber nicht den Hoteltrakt mit dran“. Die Patienten sind in der Nacht und am Wochenende zu Hause und verbringen ihre Zeit wochentags von 8 bis 16 Uhr in der Tagesklinik. Der Tag beginne mit einem gemeinsamen Frühstück, da für psychisch Kranke „das Üben der hohen Kunst des Small Talks“ sehr wichtig sei. Danach folge eine Bewegungstherapie: Junge Leute litten laut Röwekamp im Zuge von Drogenerfahrungen mit psychotischen Folgeerscheinungen oft an Übergewicht. 1190 Patienten seien seit 1996 in der Tagesklinik in der Aue behandelt worden. Die durchschnittliche Verweildauer liege bei vier bis sechs Wochen. Die Auslastung betrage 100 Prozent, „wir könnten zwei Tageskliniken gebrauchen“, so der Psychologe. Neben den Aufenthalts- und Therapieräumen gebe es auch ein Raucherzimmer – „den es gibt keine psychiatrische Einrichtung ohne Raucherzimmer“, so Röwekamp. Basteln und werken gehöre auch zum Alltag in der Klinik. Nur was tun mit denen, die „zwei linke Hände“ haben? „Wir haben lange überlegt“, so der Psychologe. Dann kam die Idee: Diese Patienten geben eine Zeitung heraus, das „Tagesklinikblatt“. G. Berg

G. Berg

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