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Landeshauptstadt: Wo die armen Leute leben

Zahlen belegen: Drewitz wird zunehmend Wohnort für sozial Schwache

Zahlen belegen: Drewitz wird zunehmend Wohnort für sozial Schwache Drewitz - Das Neubaugebiet Drewitz entwickelt sich zu einem Brennpunkt sozialer Probleme. Von den Wohngebieten Kirchsteigfeld und Stern hat es sich in den letzten Jahren negativ abgesetzt. Dieser Trend wird durch die Sozialpolitik noch verstärkt. „Wir können die beschleunigte Entwicklung in Drewitz nicht verhindern“, erklärte gestern Carsten Hagenau, Koordinator des Arbeitskreises Stadtspuren, vor den Teilnehmern des 1. Potsdamer Sommercamps. Ziel der Projektarbeit ist es, Lösungen für Strukturprobleme im Raum Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld zu finden. Hagenau belegte die Dynamik der sozialen Abkopplung des Gebietes Drewitz von den anderen beiden Neubaugebieten mit Zahlen. Im Jahr 2000 betrug Hagenau zufolge die Arbeitslosenquote am Stern 9,4 Prozent und in Drewitz 9,7 Prozent. Im Gesamtgebiet Potsdam lag sie bei 8,4 Prozent. Vier Jahre später ist die soziale Strukturähnlichkeit beider Gebiete passé: Im Jahr 2004 lag die Arbeitslosenquote am Stern bei 11,1 Prozent und in Drewitz bei 15,1 Prozent (Potsdam: 9,3 Prozent). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Jugendarbeitslosigkeit: Betrug sie im Jahr 2000 am Stern noch 5,8 Prozent und in Drewitz sogar nur 5,1 (Potsdam: 5,4), hat sich die Rangfolge innerhalb von vier Jahren schlicht umgekehrt. Im Jahr 2004 lag die Jugendarbeitslosigkeit am Stern bei 9,0 Prozent und in Drewitz bei 10,3 Prozent (Potsdam: 7,3 Prozent). Für Drewitz hat laut Hagenau eine Abwärtsspirale eingesetzt: In Drewitz sind die Mieten niedrig, sozial Schwache zögen verstärkt dorthin. Das führe zu Reaktionen bei den sozial stärkeren Anwohnern nach dem Motto: „Wenn der hier wohnt, will ich nicht mehr hier wohnen“, so Hagenau. Die durch den Wegzug einkommensstärkeren Potsdamer freiwerdenden Wohnungen würden durch die Stadt sofort an sozial Schwache weiter vermietet. „Wir würden gerne gegensteuern, aber es gibt dafür keine Instrumente“, so der Stadtspuren-Koordinator. Für deutsche Verhältnisse sei es noch etwas schwer zu verstehen, aber „es gibt Orte, wo arme Leute leben“, erklärte Hagenau. Offenbar steuert die Politik dieser Entwicklung nicht nur nicht entgegen, sondern befördert die Entstehung von Armensiedlungen über das Wohngeld sogar noch: „Der Staat“, so Hagenau, „übernimmt nur Mietkosten bis 4,60 Euro“ pro Quadratmeter Regelwarmmiete. Die Folge, so Hagenau: „Diese preiswerten Wohnungen gibt es nur an bestimmten Orten in Potsdam. Damit habe ich festgelegt, wo arme Leute wohnen.“ Im genannten Preisbereich gebe es 12000 Wohnungen in Potsdam. 7000 Haushalte bezögen Wohngeld. Allerdings wohnten viele davon noch nicht in einer 4,60-Euro-Wohnung. Erst im Herbst werde die Frage entschieden, wer in einer zu teueren Wohnung wohnt und umziehen muss. Nach Drewitz zum Beispiel.

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