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Landeshauptstadt: Zahl der Kindeswohlgefährdungen auf niedrigem Niveau

Potsdams Jugendamt will im März ein neues Konzept zum Schutz von Kindern vorlegen – die Kosten dafür sind geringer als erwartet

Wegen Misshandlungen oder einer anderen Gefährdung hat das Potsdamer Jugendamt im vergangenen Jahr in drei Fällen Kinder aus Familien genommen. Das sagte Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger den PNN auf Anfrage. Die Zahl sei exakt so hoch wie 2012. „Das ist zum Glück keine hohe Zahl und damit beruhigend.“ Zu konkreten Einzelfällen machte die Beigeordnete aus datenschutzrechtlichen Gründen keine weiteren Angaben.

Zugleich habe sich im vergangenen Jahr die Zahl der Hinweise auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung erhöht. Bis November habe es 209 solcher Meldungen gegeben, die von Nachbarn, Bekannten, Lehrern oder auch der Polizei stammen könnten. Im Jahr 2012 habe es 150 Hinweise gegeben, denen das Jugendamt nachgegangen sei. „Wir begreifen solche Meldungen nicht als Denunziation – nur durch solche Hinweise können wir Kinderschutz gewährleisten“, sagte Müller-Preinesberger. Bei den 209 Meldungen bis November habe es sich in 43 Fällen um zumindest latente Kindeswohlgefährdung gehandelt. Entsprechende Maßnahmen – zum Beispiel Beratungsgespräche oder der Einsatz von Familienhelfern – seien ergriffen worden.

Die Beigeordnete kündigte an, dass das Jugendamt im März ein vor rund einem Jahr angekündigtes neues Rahmenkonzept zum Thema Kinderschutz den Stadtverordneten vorlegen wird. Denn um in Sachen Kinderschutz neue gesetzliche Vorgaben umzusetzen, müssen künftig auch in Potsdam spezielle Fachkräfte aus- und weitergebildet werden – diese Spezialisten sollen zum Beispiel Ärzte, Hebammen oder Lehrer beraten, falls diesen blaue Flecken oder merkwürdige Verhaltensweisen bei Kindern auffallen.

Hintergrund: Seit Anfang 2012 gilt ein neues Kinderschutzgesetz, mit dem zusätzliche Aufgaben auf die Kommunen zugekommen sind – unter anderem die Beratung aller wichtigen Berufsgruppen, die mit Kindern arbeiten. Noch im vergangenen März war die Stadt davon ausgegangen, dass das Jugendamt diese Spezialisten selbst ausbilden und dafür einen etwa sechsstelligen Betrag einplanen muss. Inzwischen ist das vom Tisch. Jugendamtschef Reinhold Tölke sagte, die nötigen Weiterbildungen könnten zum Beispiel bei den Kita-Trägern stattfinden. „Wichtig ist, dass es in den Einrichtungen jemanden gibt, der in Sachen Kinderschutz einen besonderen Blick auf die Situation hat.“ Auch bei den Reihenuntersuchungen von Kindern sollen künftig Kinderschutz-Spezialisten anwesend sein.

In dem Konzept soll auch stehen, wie die Stadt ihr bestehendes Netzwerk Kinderschutz weiter ausbaut. Ebenso muss bei allen Kinder-Sozialträgern und auch Sportvereinen überprüft werden, ob diese von ihren Mitarbeitern erweiterte Führungszeugnisse verlangen. Damit soll ausgeschlossen werden, dass Betreuer mit Vorstrafen wegen Sexualdelikten mit Kindern arbeiten. Müller-Preinesberger sagte, die Zusammenarbeit bei diesem Thema laufe gut: „Die Sensibilisierung für Kinderschutz ist vorangeschritten.“ HK

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