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Landeshauptstadt: Zerstörungswut nimmt zu

Sprayer und Scratcher belasten Verkehrsbetrieb und Wall AG/ Reparaturaufwand beim ViP: 62 700 Euro

Zerkratzte Tramfenster, aufgeschlitzte Bussitze, zerschlagene Wartehausscheiben: Die Zerstörungswut der meist jugendlichen Täter nimmt zu. Das belegt die jetzt den PNN vorliegende Jahresbilanz der Verkehrsbetrieb in Potsdam GmbH (ViP). Während sich der entstandene Schaden in Bus und Bahnen 2006 noch auf knapp 47200 Euro belief, waren es im vergangenen Jahr bereits rund 62700 Euro, die der städtische Verkehrsbetrieb für den Austausch von Fenstern und Sitzpolstern ausgab.

„Taggen“ nennen Jugendliche das Besprühen oder Beschriften von Haltestellen oder Fahrzeugfenstern mit selbst erdachten Schriftzügen, und das Zerkratzen von Glas anglo-amerikanisch „Skratching“. Für das kommunale Verkehrsunternehmen aber sind das reparatur- und reinigungsaufwändige Sachbeschädigungen, deren Beseitigung pro Jahr zusätzlich mit zwischen 30000 und 40000 Euro zu Buche schlage, sagt Stefan Klotz, Pressesprecher der Stadtwerke, zu denen auch der Verkehrsbetrieb zählt. In der Summe enthalten sei auch das Tauschen der Schutzfolien, die das Fensterglas vor Beschädigung schützten. Im Fuhrpark des ViP befänden sich derzeit 34 Omnibusse, 44 Tatra-Bahnen und 16 Combinos. Vor allem die tschechische Baureihe KT 64 scheint bei den Kratzern besonders beliebt. Bevorzugt würden die vom Straßenbahnfahrer nicht einsehbaren hinteren Waggons, sagte Klotz. 53 Prozent der Gesamtschäden in Trams machten denn auch die zerkratzen Scheiben aus. Graffiti und Schmierereien rangierten bei 17 Prozent. In den Bussen hingegen würden vorrangig die Polster und Haltestangen beschädigt (57 Prozent des Gesamtschadens), dicht gefolgt von Schmierereien mit 40 Prozent, so Klotz.

Über Vandalismus klagt nicht nur der Potsdamer Verkehrsbetrieb, sondern auch die Wall AG mit Sitz in Berlin, in deren Verwaltung 172 Potsdamer Wartehallen des öffentlichen Nahverkehrs sind. Insbesondere durch zertrümmerte Glasscheiben in den Wartehäuschen entstünden dem Stadtmöblierer erhebliche Reparaturkosten. In Potsdam und Berlin gingen in den insgesamt über 4000 gläsernenen Haltestellen im zurückliegenden Jahr über 3000 Scheiben zu Bruch. Wie oft es nur in der Landeshauptstadt klirrte, könne das System nicht extra ausweisen, hieß es aus der Pressestelle der Wall AG. Darum erscheint der Aufwand für Materialkosten und Reparaturarbeiten zur Beseitigung von Glasschäden über 235 000 Euro für das vergangene Jahr astronomisch. Im Vergleich zu 2006 aber „verzeichnen wir bei den Glasreparaturschäden sogar eine sinkende Tendenz“, sagte Beate Stoffers, Wall-Pressesprecherin.

Schmierereien werden immer häufiger zur Anzeige gebracht. Das entnimmt die Sprecherin der Potsdamer Polizei, Angelika Christen, der von der Ermittlungsgruppe Graffiti geführten Statistik. Danach wurden der Polizei 2005 aus dem Stadtgebiet 915 solcher Delikte bekannt, ein Jahr später seien es bereits 1071 und im vergangenen Jahr sogar 1606 Fälle gewesen. Das führe sie aber auch auf die Strategie der Stadtverwaltung zurück, jede frische Schmiererei im öffentlichen Raum sofort zu beseitigen, erklärte Christen. Die Konzeption stamme aus dem Jahr 2006, sei spürbar aber erst im zurückliegenden Jahr zum Tragen gekommen. Auch die Polizei könne mit ihrer Ermittlungsgruppe auf eine bundesweit überdurchschnittliche Aufklärungsquote dieser Delikte verweisen. Sie liege laut Polizeisprecherin bei 31 Prozent.

Nicola Klusemann

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