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Landeshauptstadt: Zirkus und die Liebe halten jung

Potsdamer Tierlehrer Rüdiger Probst über sein Leben im Zirkus

Potsdamer Tierlehrer Rüdiger Probst über sein Leben im Zirkus Nauener Vorstadt – Noch ist es brechend kalt und dunkel im Inneren des großen Zeltes des Zirkus Busch-Roland, der seit gestern auf dem Parkplatz vor dem ehemaligen Buga-Gelände gastiert. In wenigen Stunden aber wird die Manege gut beheizt, und zur Premiere an diesem Dienstag Abend in buntes Scheinwerferlicht getaucht sein. Dann wird auch es auch für Rüdiger Probst ernst. Seit 1962 ist der gebürtige Potsdamer Rüdiger Probst nicht mehr mit einer Zirkusnummer in seiner Heimatstadt aufgetreten.Abkömmling einer der ältesten deutschen Zirkusdynastien, ist er nun mit seinen Tieren beim Zirkus Busch-Roland, „sozusagen als freier Mitarbeiter,“ angestellt. Er grinst. Derzeit hat er beidem Zirkus zwei Nummern. Eine Pferdedressur mit seinen sechs Andalusierhengsten, die in einem guten Zirkusprogramm nicht fehlen dürften und eine „Exotennummer“ wie Probst es nennt. Die Lamas, das Dromedar und die Kamele, die er dafür später in die Manege holt, kauen noch etwas schläfrig auf ihren Strohhalmen herum. Seit 1964 arbeitet der 58-Jährige als Tierlehrer. Doch sieht man ihm sein Alter nicht an. „Der Zirkus und die Liebe der Frauen halten einen jung.“ verrät er augenzwinkernd. Er hat Dromedare, Kamele, Pferde und auch Raubtiere dressiert und trainiert. Auf die Frage, ob der Zirkus Probst mit seiner Familie zu tun hätte, antwortet er schmunzelnd: „Natürlich. Der Direktor ist doch mein Cousin.“ Er selbst sei seit 1954 dabei. „Wir waren der Potsdamer Zirkus Sarani. Aber das ist lange her,“ erinnert sich Rüdiger Probst. 1968 sei der Zirkus dann komplett enteignet worden. „Das Zelt stand noch kaum, da haben sie uns umstellt und uns alles weggenommen. Die Elefanten, die Pferde, das Zelt, einfach alles,“ erzählt er. Das sei nun einmal der Kommunismus gewesen und da durfte einem selbst nichts gehören. Probst zuckt mit den Achseln als wolle er die unangenehme Erinnerung abschütteln. Liebevoll striegelt Probst sein Dromedar, welches die Prozedur mit sichtlichem Genuss geschehen lässt. Die Tiere sind auf dickem Stroh in einem Zelt mit geräumigen Boxen untergebracht. „Das Veterinäramt kontrolliert uns in jeder Stadt mehrfach und wir halten uns strikt an die Auflagen des Amtes und des Tierschutzes“, sagt der 22-jährige Zirkusdirektor Filip Geier-Busch. Er wirkt ein wenig gehetzt, denn vor der Premiere ist noch jede Menge zu tun. Rüdiger Probst freut sich auf die Woche, die der Zirkus in seiner Heimatstadt gastiert. Die wenigen Wochen, die der Zirkus in seinem Winterquartier in der Nähe von Görlitz verbringt, hält Probst sich noch immer in Potsdam auf. „Viele alte Freunde von mir aus den alten Zirkustagen wohnen noch hier. Die meisten in Babelsberg, zum Beispiel die Artistin Beatrice Weidner. Sie war eine Größe im Potsdamer Zirkus,“ sagt Probst. Doch nun drängt die Zeit. Die Tiere müssen für die Nachmittagsvorstellung geputzt und aufgezäumt werden. Probst sieht es pragmatisch. „Der Zirkusalltag ist hart aber das ist mein Leben“Corina Brucker

Corina Brucker

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