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Landeshauptstadt: Zurück zur Qualität

Diskussion der Naumann-Stiftung: Welche Architektur für den Alten Markt?

Diskussion der Naumann-Stiftung: Welche Architektur für den Alten Markt? Unter dem, wie Ex-Landesminister Hinrich Enderlein (FDP) zugab, etwas polemischen Titel „Zurück in die Zukunft“ hatte die Friedrich-Naumann-Stiftung für Dienstagabend zur Diskussionsrunde in den Kutschstall am Neuen Markt gebeten. Obwohl der „Jahrhundertbeschluss“ (wie Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz die Entscheidung für einen Landtagsbau mit historischer Fassade bezeichnete) längst gefallen ist, stieß die Grundfrage historisch Nach- oder modern Neubauen in Potsdams Mitte auf eine große Resonanz. Der Saal im Kutschstall konnte die Zahl der Interessierten kaum fassen. Moderne Architektur birgt Risiken. Fehlt uns der Mut dazu? So brachte Moderator Albrecht Ecke, die Runde in Gang und war mit der These beim Architekt Christian Wendland an der richtigen Adresse: Wendland, ein Verfechter des alten Potsdam, hatte bereits Mut gezeigt. Er stand zu DDR-Zeiten, so Ecke, „in Opposition zum Abriss“ in Potsdam und „hat dafür zwei Jahre im Zuchthaus gesessen“. Wendland sagte, man könne in eine Baulücke im Holländischen Viertel nicht einfach einen Neubau setzen. Da müssten die Architekten sich selbst zurücknehmen, „eine Kunst, die viele meiner Fachkollegen nicht beherrschen“. Der Architekt Prof. Klaus Theo Brenner von der Fachhochschule Potsdam stellt nicht die Frage nach Alt- oder Neubau in den Mittelpunkt. Vor dieser Entscheidung müsse eine sich entwickelnde Stadt die eigene kulturelle Verfassung klären. Es mache keinen Sinn, gegenüber externen Architekten „den Liberalen zu spielen und zu sagen, kommt her und baut hier“. Potsdams Mitte sei auch eine geistige Brache. Es müsse geklärt werden, „was ist der Wille der Stadt an dieser Stelle“. Elke von Kuick-Frenz entgegnete, der Wille der Stadt sei seit Anfang der 90er Jahre mit dem Stadtverordneten-Beschluss für eine Annäherung an die historischen Grundrisse geklärt. „Es sollte von Anfang an einer der schönsten europäischen Platzräume wieder entstehen“. Geistig sei der Platz durch das Toleranzedikt ausgefüllt, das 1685 vom Großen Kurfürsten erlassen wurde. 20000 Hugenotten kamen daraufhin nach Brandenburg. Alt oder neu ist nach Ansicht der Baubeigeordneten ebenfalls geklärt: „Es wird ein Landtagsneubau.“ Aber da es soviel alte Fassaden-Substanz gibt - „warum sollen wir sie nicht nutzen?“. Der Architekt Andreas Kitschke zeigte sich „nach dem Bildersturm der Ulbricht-Ära und der späteren Notdurft-Architektur“ als ein Befürworter des historischen Bauens. Die städtebauliche Meisterschaft eines Persius oder Schinkel lasse sich heutzutage nicht finden. Die Debatte brachte Interessantes zu Tage, etwa, dass das sozialistische Mosaik an der Breiten Straße erhalten bleibt (Elke von Kuick-Frenz). Am Ende stand das Resümee, dass es eines städtebaulichen Wettbewerbs für das Areal auch hinsichtlich seiner Wasserseite und der Grundrisse sowie Sichtachsen bedarf und dass hinter der Frage nach Alt- oder Neubauen die nach der Qualität des Bauens steckt. Guido Berg

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