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Landeshauptstadt: Zwei mal zwei Quadratmeter „Hikikomori“ verlassen ihre Zimmer nicht:

Peter Wagner spielt die Hauptrolle im gleichnamigen Stück

Wer kennt sie nicht: Momente, in denen man am liebsten die Notbremse ziehen will, weglaufen, sich einfach nur verstecken. Es sind Momente, die man schnell vergisst, wenn sie vorbei sind.

Das ist bei Peter Wagner nicht anders: „Man rauscht nur noch durch die Zeit, ist permanent damit beschäftigt, abzuliefern“, sagt er, und: „Den Punkt, sich zu verstecken, den hat jeder mal.“ Dabei kann sich der 27-Jährige schon des Berufs wegen nicht oft verstecken: Denn der schlaksige Mann mit der tiefen Stimme ist Schauspieler am Hans-Otto-Theater. Morgen steht er dort wieder auf der Bühne: In der Premiere des Jugendtheaterstückes „Hikikomori“. Peter spielt die Hauptrolle – H.

Und der nimmt es mit dem Verstecken sehr ernst: Sein Leben spielt sich auf zwei mal zwei Quadratmetern ab - in einem Zimmer. Nur per Videokamera nimmt H. Kontakt nach außen auf - zu seiner Mutter oder der mysteriösen Rosebud, die er im Internet kennen gelernt hat. „Hikikomori“ - so heißen solche Totalverweigerer auf japanisch. Sie schließen sich monate- oder jahrelang in ihr Zimmer ein und brechen alle Kontakte ab. Eine Million von ihnen soll es in Japan geben.

Auch deutsche Zeitungen berichten über das Phänomen. „Es ist keine Seltenheit mehr, dass sich Leute wegschließen“, sagt Peter Wagner. Dabei muss man nicht unbedingt jahrelang wie ein Eremit leben: „Das fängt schon damit an, wenn man sich selbst verschließt“, erklärt der Schauspieler. Als Dauergast im Internetcafé zum Beispiel.

Bei der Vorbereitung auf seine Rolle hat er sich auch an seine Studienzeit an der HFF in Potsdam erinnert: „Ich habe mich im ersten Studienjahr sehr allein gefühlt – obwohl ich den ganzen Tag in einer Gruppe mit Leuten war.“ Zum Leistungsdruck an der Hochschule kam das Heimweh. Statt sich vor den Computer zu verziehen, holte sich der gebürtige Dresdner aber wieder aus dem Tief heraus: „Ich musste mir selbst einen Tritt geben, dann ging es auch relativ fix.“

Dass der selbst gewählte Rückzug nur zum Gefängnis wird, begreift auch H. im Laufe des Stücks. Isolation als Protest – „das funktioniert für mich nicht“, sagt Peter Wagner. Die Anfangsschwierigkeiten sind längst vergessen. Heute steht er in Potsdam nicht nur auf der Theaterbühne, sondern legt auch Drum“n“Bass-Musik auf.

Premiere ist morgen 21.30 Uhr, Reithalle A, Schiffbauergasse. Weitere Termine: 24.1., 19.30 Uhr und 26.01., 21.30 Uhr.

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