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Landeshauptstadt: Zwei Sekunden Knallen, dann Ruhe

Am neuen Filmpark-B-Plan interessiert die Anwohner vor allem der Lärmschutz

Am neuen Filmpark-B-Plan interessiert die Anwohner vor allem der Lärmschutz Von Nicola Klusemann Babelsberg. Die unmittelbaren Nachbarn des Babelsberger Filmparks sind lärmgeschädigt. Wenn sich das Vergnügungsviertel der Medienstadt wie geplant in den nächsten Jahren ausdehnt, interessiert die Anwohner eigentlich nur eins: Nämlich die Wiederherstellung ihrer Ruhe. Zumindest gingen nahezu alle Fragen der Wortmelder am Dienstagabend in diese Richtung. Filmpark, Planer und Stadtverwaltung hatten zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Im Rahmen der so genannten Bürgerbeteiligung haben die Anwohner die Möglichkeit, mit Anregungen und Kritik auf das Planungsverfahren zum Bebauungsplan einzuwirken. Und davon gab“s genug. Obwohl ein ganzes Mietshaus dazwischen liege, würde sie auf ihrem Balkon von lauten Explosionen von der Stuntshow im Vulkan aufgeschreckt, schilderte eine Frau aus der Sandscholle ihre Sommer-Wochenenderlebnisse. Es sei im Interesse des ausführenden Planungsbüros, die Lärmemission zu verringern, klärte ein geladener Geräuschspezialist das Grundsätzliche. Messungen hätten gezeigt, dass die im Vulkan erzeugten Explosionen und Motorengeräusche in der Summe die Grenzwerte nicht überschritten. Außergewöhnliche Effekte könnten durchaus ein vier- bis fünfstöckiges Haus überspringen, bestätigte der Emissionsexperte aber auch die akustischen Beobachtungen der Balkonbesitzerin. Das seien zwei Sekunden Knallerei, danach habe man aber lange wieder Ruhe, setzte er auf Verständnis. Die rund 90-köpfige Zuhörerschaft entgegnete mit unmutigem Grummeln. Die Lärmbelästigung aus dem Vulkan sei erträglich, meinte hingegen ein Bewohner aus der August-Bebel-Straße. Ihn störe vielmehr, wenn die Stuntleute vor den Shows ihre Geländemaschinen warm führen. „Und das machen sie außerhalb des geräuscheschluckenden Kulissenkegels“, entrüstete er sich. Ein wichtiger Hinweis, antwortete Filmpark-Chef Friedhelm Schatz prompt und versprach Abhilfe. „In der Tat müssen die Jungs nicht auf dem Freigelände herumknattern“, so Schatz. Es sei aber wichtig, dass solche Bürgerhinweise die Geschäftsleitung erreichten. Nur dann könnte man auch etwas ändern. Abgeschafft werden kann allerdings nicht die Geräuschkulisse, die während laufender Produktionen aus dem „Backlot“ vorwiegend in die Stahnsdorfer Straße dringt. Die für den Film „Sonnenallee“ vor einigen Jahren im Norden des Filmgeländes errichteten Bauten sind ein Ärgernis für einige Nachbarn. Als sie vor sieben Jahren hierher zog, seien dort noch Stadtvillen geplant gewesen. Nun werde sie jedesmal bei Ab- und Aufbauarbeiten an der Außenkulisse von lautem Scheppern gestört. Die Lastenkräne quietschten und ließen die Gerüststangen aus großen Höhen in Container fallen. Für diese Ausnahmen gebe es immer auch Sondergenehmigungen, sagte der im Auditorium sitzende Studio-Geschäftsführer Gerhard Bergfried. „Wenn die Medienstadt eine Zukunft haben soll, brauchen wir diese Außenkulisse“, erklärte er. Ohne den Backlot wären Filme wie „Der Pianist“, „80 Days“ und zuletzt „Beyond the Sea“ nicht in Babelsberg entstanden. Davon profitiert auch der Filmpark. Mit seinem neuen Konzept, das in der kommenden Woche vorgestellt wird, will Friedhelm Schatz sein Unternehmen aus dem Besuchertal führen. Während der Themenpark 1999 noch fast 600000 Besucher anzog, schloss er seine vergangene Saison mit 350000 zahlenden Gästen ab. Einen leichten Anstieg auf 400000 Besucher wünscht sich der Filmpark-Chef in diesem Jahr. Das schafft Parkplatzprobleme für die Anwohner. Etwa 85 Prozent der Themenpark-Gäste kommen mit dem eigenen Fahrzeug. Wer sich die Parkgebühr sparen will, stellt den Pkw in den Seitenstraßen ab. Auch das Parken auf dem Ausweichgelände an der Emil-Jannings-Straße ist störend für die Sandschollen-Bewohner. „An Spitzentagen müssen wir diese Überlaufflächen mitnutzen“, so Schatz. Ein Trost für die Zukunft und vielleicht auch für die Nachbarn: Der Filmpark plant auch ein eigenes Parkhaus.

Nicola Klusemann

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