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Kultur: Brahms!

Sextett Nr. 1 und Nr. 2 mit der Kammerakademie

Sie können zur Tortur werden, die Sextette von Johannes Brahms. Dazu braucht es nicht viel. Ein paar Unstimmigkeiten zwischen den Musikern, Oberflächlichkeit und allzu offensichtliche Bedeutungshuberei. Sie können aber auch zu einem Genuss werden, geistig und vor allem klanglich, wie die Musiker der Kammerakademie Potsdam am Freitag im Foyer des Nikolaisaals bewiesen. Schlicht mit „Brahms!“ war der Abend mit den Sextetten Nr. 1 in B-Dur op. 18 und Nr. 2 in G-Dur op. 36 überschrieben. Und was mit dem Ausrufezeichen gemeint war, wurde schon mit den ersten Takten im Allegro non troppo des eröffnenden Sextetts Nr. 1 deutlich.

Eine Bratsche und die Celli geben hier das Thema vor, das sogleich von den Violinen aufgegriffen und weitergeführt wird. Und wie hier die beiden Geigerinnen Yuki Kasai und Christiane Plath ihre Instrumente singen, das durch Christoph Starke auf der Bratsche und Ulrike Hofmann und Anna Carewe auf ihren Celli leicht melancholisch eingefärbte Thema leuchten ließen, machte deutlich, dass hier mit höchster Spannung und feinstem Gespür gespielt wurde. Ohne Übertreibungen und mit bestechender Leichtigkeit zwischen dem romantischen Impuls und dem kantig Dramatischen changierend, dabei mit einer differenzierten und wunderbar abgestimmten Klangsprache und Nuancierungen, die selbst im Pizzicato staunen ließen. Diese sechs Musiker öffneten nicht nur das Ohr, sondern in erste Linie das Herz für diese Meisterwerke. Ein herausfordernder und gleichzeitig erfüllender, ja beglückender Abend! Dirk Becker

Dirk Becker

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