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Kultur: Delikate Klänge von Solisten und Orchester Nikolaisaal: Jubel um „Stars international“

Zunehmend erweitert Dirigent Michael Sanderling das Spektrum der Kammerakademie Potsdam. Mit der selten zu hörenden Melusinen-Ouvertüre von Felix Mendelssohn, dem einzigartigen Tripelkonzert Beethovens und Schostakowitschs runderneuerter Kammersinfonie Nr.

Zunehmend erweitert Dirigent Michael Sanderling das Spektrum der Kammerakademie Potsdam. Mit der selten zu hörenden Melusinen-Ouvertüre von Felix Mendelssohn, dem einzigartigen Tripelkonzert Beethovens und Schostakowitschs runderneuerter Kammersinfonie Nr. 73a kombinierte man drei substantielle Werke miteinander. Nicht zuletzt die drei hinreißenden Solisten, Julia Fischer, Daniel Müller-Schott und Martin Helmchen, trugen zum Erfolg dieses Konzertes bei.

Zunächst erklang Mendelssohns Konzert-Ouvertüre zum Märchen von der Schönen Melusine. Es ist vom Wasser inspirierte Musik, ein romantisches Tongemälde und doch absolute Musik, wie sie die Romantiker ersehnten. Dabei hat, wie zu hören ist, Richard Wagner nicht wenig davon einfach für seine Oper „Das Rheingold“ übernommen. Das Werk beginnt mit weichen, beweglichen Triolen von Klarinette und Oboe, die folgenden Auseinandersetzungen reflektieren die Erzählung auf mehreren Ebenen. Trotz dieser Anschaulichkeit stehen die musikalischen Formen und Erfindungen im Mittelpunkt. Dem trägt die Kammerakademie mit eloquenter Wiedergabe Rechnung.

Von ganz anderer Natur ist Beethovens Konzert C-Dur für Violine, Cello und Klavier, das zur Tradition festlicher „Umgangsmusik“ gehört, wenn auch auf durchaus Beethovensche Art. Der rauschende Marsch des ersten Satzes und das ausgelassene Rondo im Stil einer Polonaise verströmen reinen, mit virtuosen Glanzlichtern verzierten Frohsinn. Die drei Solisten suchen mit der Kammerakademie erst gar nicht nach vermeintlichen Untiefen und Abgründen, sondern spielen beherzt, frisch und munter auf. Für ihren atemberaubenden Elan gibt es schon nach dem ersten Satz spontanen Beifall. Sehr affektvoll, mit viel Vibrato nach alter Schule spielt Daniel Müller-Schott im weichen, schattigen „Largo“ des zweiten Satzes. Solch ein elegischer Ton ist heute selten, aber möglich und ungemein anziehend, wenn man“s so kann wie Daniel Müller-Schott. Julia Fischers Spiel klingt wie ein Sprühregen aus hochfein geschliffenen Brillianten, lupenrein und hochkarätig. Dass der Klavierpart als „relativ einfach“ bekannt ist, glaubt man kaum bei den furiosen Tripeltrillern, rhythmischen Finessen und der hohen Geschwindigkeit, mit der Martin Helmchen ihn bewältigt. Er besitzt einen fabelhaft nüchternen und zugleich sensiblen Anschlag, der noch viel erwarten lässt. Die Spielfreude und Ausdrucksstärke der Drei demonstrierte einmal mehr die Zugabe, der dritte Satz aus Haydns Zigeunertrio.

Zur absoluten Musik gehört auch Dimitri Schostakowitschs Kammersymphonie op. 73a, die von der Kammerakademie bereits vor einem Jahr aufgeführt wurde. Das auf dem 3. Streichquartett F-Dur basierende Werk hat durch die Bearbeitung von Rudolf Barschai, ein Studienkollege Schostakowitschs, sehr an Klangfarbe und Ausdruckskraft gewonnen. Hatte die Kammerakademie in der ersten Konzerthälfte doch recht angespannt gespielt, kam sie bei diesem Stück bei sich an. Unter der Leitung von Michael Sanderling, der sich zu einem veritablen Schostakowitsch-Spezialisten entwickelt, konnte man eine großartige Aufführung erleben. Die Streicher spielen aus einem Guss, lassen bei ständigem Wechsel von Technik, Tempo und Dynamik delikateste Klänge hören, mit subtilen kleinen Duos überraschen Fagott und Kontrabass, Cello und Harfe, Flöte und Violine, auch Cello und Violine finden immer wieder direkten Zugang ins Ohr. Bravo, viel Applaus für die gewachsene Reife der Kammerakademie .

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