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Kultur: Den Verrätern war es ein Vergnügen Fink live im Waschhaus

Im Cowboyhemd steht Sänger Nils Koppruch auf der Bühne im Waschhaus. Um ihn herum seine Musiker, an Orgel, Banjo, Gitarren und Schlagzeug.

Im Cowboyhemd steht Sänger Nils Koppruch auf der Bühne im Waschhaus. Um ihn herum seine Musiker, an Orgel, Banjo, Gitarren und Schlagzeug. Klingt nach Country? „Fink“ heißt in Amerika: der Verräter. Oder wie Koppruch erklärt: „Klar, wir tragen auch hübsche Hemden und verwenden typische Instrumente, aber wir leben nicht in Tennessee.“ Das Publikum ist jedenfalls nicht in karierten Hemden gekommen, auch keine Cowboyhüte sind zu sehen. Stattdessen viele Pärchen, die kuschelnd warten: auf Fink, auf die Verräter. Fink beginnen den Abend mit dem Titelsong ihres neuesten, gleichnamigen Albums „Bam, Bam, Bam“, nachdem Solokünstler „ClickClickDecker“ alias Kevin Haman das Publikum schon auf den Abend eingestimmt hat. Der Wahlhamburger erzählt über Liebe und Schmerz, das Publikum scheint etwas überfordert von seinen Gefühlsausbrüchen und applaudiert verhalten. Ähnlich verhalten wird Fink begrüßt, die das erste Mal in Potsdam sind. Doch die Scheu weicht bald einem allgemeinen Kopfnicken und leichtem Füßescharren. Fink, die Verräter, verraten eigentlich nichts. Aber, wie sie sagen, gibt es viele in Amerika, die den Country mit seinen Regeln bewahrt sehen wollen. Diese Regeln brechen Fink in jeder Sekunde des Konzerts. Auf Swing- und Countryelementen bauen sie ihre Musik aus Gitarrensoli, Banjoklängen und Geschichten. Mal mitreißend und mal besinnlich, erzählen sie mit ironischem Unterton Geschichten auf deutsch. Da heißt es: „Ich habe das Loch in der Welt gesehen, ich hab reingeschaut“. So verspielt wie Fink dabei mit den Texten umgehen, so verspielt sind auch die Soli von Gitarrist Oliver Stangel, der mit verliebtem Blick auf seine Gitarre die merkwürdigsten Töne hervorholt. Dabei aber nicht aufdringlich, sondern immer im Einklang mit der Band. Die Pärchen lauschen, andere tanzen. Seit 1996 entwickeln Fink ihre Version von Country und Folk, die keinesfalls eine deutsche Version des amerikanischen Countrys ist. Mit Element of Crime und vielen anderen touren sie regelmäßig durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, machen Filme und Filmmusik. Sieben Alben haben sie mittlerweile zum Teil selbst produziert. Dass Fink mit ihrer Musik Erfolg haben, zeigt auch der Abend im Waschhaus mit Hafenkneipenliedern oder Musik zum Kuscheln. Am Ende gibt es zwei Zugaben. Philipp Rothmann

Philipp Rothmann

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