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Kultur: Der Monarchin stilvoll geschmeichelt

Konzert mit Andreas Zacher beim „Caputher Orgelsommer“

Konzert mit Andreas Zacher beim „Caputher Orgelsommer“ Sollte nicht noch ein Wunder geschehen, dürfte der diesjährige „Caputher Orgelsommer“, veranstaltet zur Vorführung der neuen Hüfken-Orgel, eine Einmaligkeit bleiben. Meint jedenfalls der rüstige Reimar von Zadow, spiritus rector des Unternehmens. Das Ganze nach einem Jahr wieder aufgeben? Es wäre wirklich schade drum, denn die Sonntags-Konzerte in der Stülerkirche haben sich inzwischen zu einer guten Adresse im Rahmen der vielgestaltigen Potsdamer Orgellandschaft entwickelt. Das eine oder andere Konzert im Rahmen der die Kammermusik fördernden „Caputher Musiken“ zu veranstalten, könnte kaum ein Ersatz für den „Caputher Orgelsommer“ sein. Diesmal ist“s Andreas Zacher von der Propsteikirche Peter und Paul zu Potsdam, der am Instrument erproben möchte, welchen Stilrichtungen sich die „Königin“ zugeneigt fühlt. Gemäß Ihro Disposition sind''s Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy. Doch wie steht es um die Franzosen, die Zeitgenossen? Mit einem Programm der stilistischen Kontraste sucht es der Organist zu ergründen. Bachs virtuos funkelndes d-Moll-Concerto BWV 596, ein adaptiertes Vivaldi-Konzert, ist dem Geschmack der Monarchin maßgeschneidert. Die schnellen Ecksätze spielt Zacher duftig, mit artikulatorischer Leichtigkeit. Dunkel getönter und schwebungsreicher breitet sich das Largo e spiccato voll schmerzlichen Ausdrucks aus. Nicht weniger versonnen und feinsinnig registriert durchforscht der Organist das Geflecht der romantischen Empfindungen von Mendelssohns D-Dur-Sonate op. 65 Nr. 5, verteilt er Streicheleinheiten für die Seele. Flinkfüßig erreicht er im Pedal manche hübsche Pizzicato-Wirkung. Erhaben und scharf getönt eilt der schnelle Schluss-Satz vorüber. Die Werke beider Komponisten sind der Orgel angemessen – was tatsächlich keines Beweises bedarf. Und das Zeitgenössische? Drei Choralbearbeitungen aus Zacherscher Notenfeder bezeugen, dass auch mit neutönerischen Mitteln Liturgietexte anschaulich auszudeuten sind. Anklagend zeigt sich das dissonante Stück „In dich hab ich gehoffet“, in filigraner Setzweise das Zuversicht ausstrahlende Bekenntnis „Meinen Jesu lass“ ich nicht“. Wie eine celestaartig tönende Klangspirale verbreitet die Bearbeitung „Die beste Zeit im Jahr ist mein“ Freude, wobei sich die Veränderungen in engschrittigen Bereichen vollziehen. Der „Königin“ sind derlei Klänge genauso hochwillkommen wie Mozarts f-Moll-Fantasie KV 608, deren akkordischen Allegri der Organist dramatische Deutungen angedeihen lässt. Nicht weniger eindringlich gestaltet er die Fugenabschnitte der spieltechnisch höchst anspruchsvollen Komposition. Auch versteht er es, durch interessante Phrasierung dem Drehleierartigen manches Abschnitts zu widerstehen. Wie von einem Perpetuum mobile zu unaufhörlichem Sausen angehalten, zeigt sich das g-Moll-Preludes mit Fuge op. 7 Nr. 3 von Marcel Dupre (1886-1976), eine impressionistisch schillernde Piece, von Zacher als pastellfarbene Klangstudie offeriert. Was da so scheinbar einfach und unbändig beschwingt erklingt, verdankt sich jener Zacherschen Überzeugungskraft, die auch dem Es-Dur-Scherzo und der h-Moll-Toccata (mit ihrem geradezu „schreienden“ Finalgetümmel) von Eugene Gigout (1844-1925) allen effektreichen Klangzauber entlockt. Die Franzosen finden auch Gnade vor der Queen – was will man mehr?! Dem Beifall folgt leider keine Zugabe. Peter Buske

Peter Buske

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