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Kultur: Die „deutsche Bardot“

Angelica Domröse wird 65 / Zurzeit am HOT

Ein Kritiker nannte sie einmal voller Verehrung die „deutsche Bardot“, dabei zeigt sie seltener Kurven als vielmehr Persönlichkeit: Die immer wieder mit Sensibilität und zugleich Kraft beeindruckende Angelica Domröse gehört zu den bekanntesten deutschsprachigen Schauspielerinnen ihrer Generation. Insbesondere durch ihre Interpretation der Paula in dem in den späten 70er Jahren auch im Westen Deutschlands überaus erfolgreich gezeigten DEFA-Kultfilm „Die Legende von Paul und Paula“ (1973) ist die zierliche Charakterdarstellerin einem Millionenpublikum unvergesslich.

Heute wird Angelica Domröse 65. Der Beginn ihrer für die DDR nahezu einmaligen Karriere liest sich wie ein Drei-Groschen-Roman: Gerade zur Stenotypistin ausgebildet und im ersten Arbeitsverhältnis, bewirbt sich die 17-jährige Berlinerin auf eine Anzeige in der Zeitung für eine Filmrolle. Regisseur Slatan Dudow wählt sie aus mehr als 1500 Bewerberinnen aus. Als Sigi in „Verwirrung der Liebe“, uraufgeführt 1959, wird sie weithin bekannt. Neben den Dreharbeiten beginnt sie ein Studium an der Filmhochschule Babelsberg und wird am Berliner Ensemble von Helene Weigel unter die Fittiche genommen. Bis 1966 spielt sie auf der Brecht-Bühne, danach bis 1979 an der Volksbühne in Ost-Berlin. Bei der DEFA und beim DDR-Fernsehen dreht sie obendrein einen Erfolg nach dem anderen. Ihre Popularität schützt Domröse jedoch nicht vor der Allmacht der Staatsgewalt: 1976 gehört sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schauspieler Hilmar Thate, zu den Initiatoren der von vielen Intellektuellen und Künstlern getragenen Protestresolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Danach wird das Paar künstlerisch kalt gestellt und erhält so gut wie keine Rollen mehr. 1980 übersiedeln beide in die Bundesrepublik. Angelica Domröse setzt sich auch hier rasch durch. Neben prägenden Rollen am West-Berliner Schillertheater und an anderen Theatern erobert sie die Herzen der Zuschauer. In ihrer 2003 unter dem Titel „Ich fang mich selbst ein“ veröffentlichten Autobiografie lässt Domröse, die seit 1994 auch als Dozentin an der Berliner Ernst-Busch-Hochschule arbeitet, ihr an künstlerischen Erfolgen so reiches Leben Revue passieren und erhellt dabei auch manche Schattenseiten.

Angelica Domröse tritt seit wenigen Wochen außerordentlich erfolgreich am Hans Otto Theater in der weiblichen Hauptrolle in Eugene O''Neills Drama „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ auf. Hier fasziniert sie wieder mit ihrer einmaligen Fähigkeit, mit scheinbar geringem Aufwand große Wirkung zu erzielen. Vor den Zuschauern breitet sie die Seelenlandschaft eines Menschen aus und erkundet so unaufdringlich ein individuelles Schicksal als Spiegel der Welt. Peter Claus

Peter Claus

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