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Kultur: Die ständige Neuentdeckung

Brigitte Faber-Schmidt vernetzt das Land mit „Kulturland Brandenburg“

Mit ihren kurzen schwarzen Haaren, die manchmal hoch stehen und dabei charmant aussehen, wirkt Brigitte Faber-Schmidt, als könne sie Berge versetzen. Es ist schwer, eine energetischere Person als sie zu finden. Deshalb ist sie gerade da, wo sie sitzt, am richtigen Platz: Bei Kulturland Brandenburg leitet sie seit 2002 die Geschäfte und ist zugleich Vorstandsvorsitzende, und seit 2006 auch Geschäftsführerin des neu gegründeten Vereins „Gartenland Brandenburg“. Sie ist ein kommunikatives Phänomen. Immerzu hat sie einen Telefonhörer in der Hand, hört zu, nickt, hört noch mal zu, dann aber beginnt sie zu reden. Wenn sie Verbindungen zwischen den Projekten, die sie bei Kulturland und bei Gartenland koordiniert, knüpft, ist sie in ihrem Element. Sie kennt die meisten Aktiven im Land und bringt Kulturleute mit Sozialakteuren, Theatergruppen mit Schlossherren und Museen mit kleinen Gruppen zusammen. Sofort weiß sie, wer zu wem passen könnte und welches Projekt mit welchem gekoppelt werden kann.

Brigitte Faber-Schmidt musste schon oft flexible Lösungen finden – als Organisatorin eines freien Kindertheaters in Berlin ebenso wie als kommissarische Kulturamtsleiterin der Stadt Potsdam. Legendär ist, dass sie eigens für einen Künstleraustausch mit der Stadt Perugia den städtischen Kleinbus mit der gesamten Künstlerschar nach Umbrien chauffierte. Auch jetzt fährt sie zu ihrenvielen Terminen im Land Brandenburg selbst – auf Statussymbole legt sie keinen großen Wert.

Die rührige Chefin teilt sich mit ihrem Pressemann Florian Trott und den jungen Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr bei Kulturland ableisten, ein Büro – und der Raum um ihren Schreibtisch herum ist auch nicht größer als der der anderen. Der Verein teilt sich mit der Leitung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) den Sitzungsraum. Das ist preußischer Pragmatismus und Sinn für Effizienz, obwohl Faber-Schmidt aus dem Ruhrgebiet kommt, aus Bochum. Doch schon 1988 verschlug es die 1959 geborene Diplompädagogin in die große Stadt Berlin, in der sie ihren Vorstellungen freier Kulturarbeit die Gestalt des „Berliner Kindertheaters“ verlieh, und nach der Maueröffnung näherte sie sich dem Osten mehr und mehr an.

Inzwischen wohnt sie in Potsdam, weil sie hierzulande noch mehr Spielräume als im Westen sieht. Außerdem hält sie eine gesunde Durchmischung der Bevölkerung für notwendig, wenn wir allmählich zu einer gemeinsamen Gesellschaft werden wollen. Dass das noch dauert und manche Abstimmungsprozesse langwierig sind, kann sie nicht weiter stören, hat sie doch für ihre Vereine Handlungsmöglichkeiten gefunden, die unterschiedlichste Akteure des Landes Brandenburg miteinander zu vernetzen.

Die Kulturland-Kampagne 2008 heißt ein wenig provokant: „Provinz und Metropole. Metropole und Provinz“ und soll unter anderem ausloten, dass auch manchmal in der Metropole die Provinz und in der Provinz die Metropole sein kann. Das HBPG startet mit „Mark und Metropole“ am 25. April eine breit angelegte Untersuchung über die Beziehungen zwischen Berlin und dem Umland seit 1871. Vom Institut für Raumentwicklung und Strukturplanung wird erforscht, welche so genannten „Raumpioniere“ sich in der Provinz neu niedergelassen haben und durch globale Vernetzung und innovative Projekte kulturelle und soziale Energie in die bevölkerungsarmen Gebiete bringen. Vielfältig werden die Formen sein, es gibt Ausstellungen, Symposien, Theater und auch Projekte für Kinder – und es wird auch sinnlich geforscht: „Fingerfood für die Hauptstadt“ nennt sich ein Projekt, in dem der Weg des Essens von der Mark bis nach Berlin nachvollzogen wird. Dabei entsteht auch eine Art Geschmacksgeschichte und sicher der Eindruck, dass jede Hauptstadt ihr Umland sehr nötig braucht. Brigitte Faber-Schmidt empfindet ihre Arbeit, die während des gesamten Jahres ihre flexible Kraft fordert, vor allem deshalb als befriedigend, weil sie Brandenburg immer neu entdecken darf. Und diese Erfahrung teilt sie mit den vielen Menschen, die die Projekte der Kulturland-Akteure durch ihren Besuch beleben.

Lore Bardens

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