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Kultur: Die Verwandlung

Theater Nadi mit japanischem Märchen im T-Werk

Theater Nadi mit japanischem Märchen im T-Werk Mit dem Hinterkopf zu spielen, ist gar nicht so einfach, noch dazu, wenn diesen eine Maske ziert. Steffen Findeisen übt immer wieder. „Du musst mehr nach oben schauen“, ruft ihm Regisseur Jens-Uwe Sprengel zu. Blickt Findeisen nach oben, schaut die Maske auf seinem Hinterkopf nach unten. Blickt er nach rechts, schaut die Maske nach links. Es dauert einen Moment, doch dann fängt der Luchs, den Findeisen mit seinem Rücken spielt, an zu leben. Das Gesicht zwar starr, doch die Bewegungen geschmeidig. „Die Eicheln und der Luchs vom Berge“, nach einem Märchen des japanischen Autors Miyazawa Kenji (1896-1933), bringt das Potsdamer Theater Nadi am Sonntag auf die Bühne des T-Werks in der Schiffbauergasse. Derzeit finden die letzten Proben für das 50-minütige Kinderstück statt. Die japanische Schauspielerin Noriko Seki, mit der Findeisen seit 2002 in der Theatergruppe Nadi zusammenarbeitet, hatte ihm Anfang des Jahres den Autor Miyazawa Kenji vorgestellt. Nach einer Lesung des Märchens „Die Eicheln und der Luchs vom Berge“ im Frühjahr, entschlossen sie sich, daraus ein Theaterstück zu machen. Doch es gab ein Problem. In dem Märchen kommen drei Personen vor: Der Junge Ichiro, der Luchs und dessen Kutscher, dazu ein Haufen Eicheln. Die Theatergruppe Nadi besteht aber nur aus Noriko Seki und Steffen Findeisen. Und weil die beiden keinen neuen Schauspieler engagieren wollten, kam ihnen die Idee mit der „Verwandlung“. Noriko Seki spielt den Jungen Ichiro, der vom Luchs einen Brief bekommt, um ihm zu helfen, einen Streit zwischen Eicheln zu schlichten, wo jede sich für etwas Besseres hält. Findeisen spielt hier mal den Luchs und mal dessen Kutscher. Und wechselt er zwischen den Rollen, dann nur mit einer halben Körperdrehung. Mit der Vorderseite spielt Findeisen den Kutscher, einen einäugigen und krummbeinigen Gesellen, der peitschenschwingend über die Wiese humpelt. Mit dem Rücken spielt er den Luchs, einen etwas verschlagenen Zeitgenossen, den das ewige Gestreite der Eicheln gehörig auf die Nerven geht. Ein langer Mantel – mal Kutscherkutte, dann Uniform – und zwei Masken, mehr braucht Findeisen nicht. Und schon bei einem kurzen Einblick in die Probenarbeit zeigt sich, wie ungewöhnlich und spannungsreich durch die ständigen „Verwandlungen“ dieses Theaterstück wird. „Wir wollen neben dem Text vor allem durch Bilder, Tanz und Bewegung die Geschichte erzählen“ sagt Findeisen. Ein Jahr hat er auf Bali gelebt und dort den balinesischen Maskentanz studiert. Wie Findeisen den Luchs spielt, sind diese asiatischen Einflüsse deutlich spürbar. Musikalisch begleitet der Gitarrist Frank Wilke das Märchen mit teils klassischen, teils improvisierten Stücken. Der kleine Ichiro wird am Ende eine Lösung finden, um den Streit zwischen den Eicheln zu schlichten. Wie Luchs und Kutscher darauf reagieren, wird sich zeigen. Steffen Findeisen braucht dafür nur eine halbe Körperdrehung. Dirk Becker „Die Eicheln und der Luchs vom Berg“ hat am Sonntag, dem 16. Oktober, um 16 Uhr, im T-Werk der Schiffbauergasse Premiere. Weitere Vorstellungen am 17. und 18. Oktober, jeweils um 10 Uhr. Kartenreservierung unter Tel.: (0331) 719139.

Dirk Becker

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