zum Hauptinhalt

Kultur: Doppelbödig

Menno Veldhuis“ Soldaten auf der Freundschaftsinsel

Figurengewirr, Menschenknäuel, durchsetzt von den grünen Uniformen behelmter Soldaten. Konkrete Situationen von Ausgeliefertsein, Gewalt und Aufruhr bestimmen die Soldatenbilder von Menno Veldhuis. Über mehrere Monate hinweg hatte der junge Maler intensiv an dem Thema gearbeitet. Ein Ausschnitt dieser Arbeit ist nun für kurze Zeit im Inselpavillon auf der Freundschaftsinsel im Rahmen einer Einzelausstellung mit Malerei von Menno Veldhuis zu sehen. Der gebürtige Niederländer und Wahl-Potsdamer beißt sich mit Vorliebe an einem Thema fest. In der Vergangenheit hatte er sich bereits am Thema des Clowns sowie an Spidermann und Paul Klee abgearbeitet. Jedes Mal entstehen Serien von Variationen ein und desselben Themas, um es formal in möglichst viele Richtungen durch zu deklinieren. Und jedes Mal erlebt der Künstler es wie einen Schaffensrausch, aus dem er dann erst wieder hochtaucht, wenn er mit dem Thema innerlich fertig ist.

Warum nun also das Soldatenthema? Veldhuis selber war der Militärdienst in seiner Heimat seinerzeit erspart geblieben. Das in den Augen von Mennos Freunden abgegriffene Soldatenklischee wird in der Malerei des Künstlers zur Metapher. In seinen Bildern schlüpft der Maler in die Rolle des Soldaten, um die eigene Aufgewühltheit und andere Seelenzustände malend auszuagieren. Entstanden sind großformatige, annähernd quadratische Ölgemälde, farblich durch ihre türkis-grün dominierte Grundtonart auf einen Blick als Zyklus erkennbar. Und noch etwas fällt auf: Jedes Mal ist die Komposition ganz klar auf die Bildmitte hin zentriert. Hier wird das Bild zur Arena, zur Manege künstlerischer Selbstinszenierung und Mal-Leidenschaft.

In der hoch aufgeladenen Emotionalität, in der Menno Veldhuis seine gesichtslosen Figuren im klaustrophobisch engen Bildraum miteinander konfrontiert, blitzt eine gewisse Koketterie zu Max Beckmann durch. Insbesondere das Hauptwerk der Ausstellung, ein zum Triptychon zusammengefügtes imposantes Werk mit dem Titel „Atelier“, erinnert an den großen Maler. Im viel zu kleinen Atelier, das Menno Veldhuis im vergangenen Jahr zur Verfügung stand, ist das Triptychon unter recht abenteuerlichen Bedingungen entstanden. Der Künstler hatte mit Spiegeln arbeiten müssen, um die Übergänge zwischen den drei Leinwänden, an denen er mangels Platz nie gleichzeitig malen konnte, so hinzukriegen, dass sich am Ende alles richtig zusammenfügt. Ausdrucksstark und anspielungsreich imaginiert Veldhuis vieldeutige Szenen, die sich in der Vorstellungskraft und Interpretation eines jeden Betrachters so oder so zusammensetzen. Der Maler setzt die Impulse, etwa mit den zum Teil miteinander ringenden Motiven Tod und Eros, Totentanz und Trieb. Es ist dann an uns, die zum Teil drastische Bildsprache zu werten und für uns zu deuten.

Die Vielschichtigkeit des Themas spiegelt sich formal in einer Malweise, bei der die Ölfarbe, stark verdünnt, in mehreren Arbeitsgängen übereinander gesetzt ist. Inhaltlich besitzen manche Bilder eine gewisse Doppelbödigkeit. So handelt es sich bei der „Akt“ genannten Arbeit bei genauer Betrachtung um eine Vergewaltigungsszene und in dem „Generalprobe“ betitelten Bild um eine Aufarbeitung von Frustrationen, die der Maler als Theaterstatist am eigenen Leibe erfuhr.

Von ganz anderer Seite zeigt sich der Maler Menno Veldhuis in den ebenfalls ausgestellten kleinformatigen Porträts. Nicht die Spur von Provokation haftet diesen ruhigen, fast melancholisch anmutenden Bildnissen bekannter Künstlerpersönlichkeiten an. Paul Klee, Modigliani, Willem de Kooning und natürlich Vincent sind die Maler, denen die unverhohlene Bewunderung von Menno Veldhuis gilt. Mit ihnen teilt er das Gefühl, von der Malerei geradezu besessen zu sein.

Zu sehen bis 22. Januar, Di-Fr von 14-17 Uhr und Sa/So von 10-17 Uhr. Weitere Einzelausstellungen junger Künstler werden den Inselpavillon dank Initiative der Potsdamer Agentur „kunsttick“ noch bis Ende Februar in kurzen Abständen bespielen.

Almut Andreae

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false