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Kultur: Ein Abend mit kubanischem Flair Pasión de Buena Vista im Lindenpark

Die Deutschen sind ja nicht gerade für ihre Leichtigkeit und ihr Rhythmusgefühl bekannt. Und je nördlicher man kommt, desto steifer Glieder und Gemüter, heißt es.

Die Deutschen sind ja nicht gerade für ihre Leichtigkeit und ihr Rhythmusgefühl bekannt. Und je nördlicher man kommt, desto steifer Glieder und Gemüter, heißt es. Aber wenn kubanische Klänge locken, gerät auch das deutsche Blut in Wallung und die Tanzlust steigt. Das war am Mittwochabend mit Pasión de Buena Vista im Hof des Lindenparks zu erleben. Die zehn Musiker, sechs Tänzerinnen und Tänzer und zwei Sänger versprachen eine bunte Mischung aus der besten Musik, die die Karibik zu bieten hat: Salsa, Mambo, Rumba und Cha-Cha-Cha. Es brauchte indes einige Lieder, um das Publikum in Euphorie zu versetzen. Aber spätestens nach dem Klassiker des Buena Vista Social Clubs „Chan Chan“ war hier jeder im karibischen Fieber. Für deutsche Verhältnisse herrschte eine ausgelassene Stimmung. Es wurde mutig Havana-Rum getrunken – pur oder mit Cola und Zitrone. Vereinzelt stellten Pärchen ihr tänzerisches Können zur Schau. Mittendrin spielten Kinder oder imitierten die Tanzschritte der Erwachsenen.

Das Bühnenbild verstärkte dieses Flair: ein Arrangement aus Trommeln, Gitarren, Schlagzeug und Bongos. Die Leinwand mit dem Bild eines kubanischen Stadtviertels mit teilweise verfallenen türkisfarbenen Häusern und einem alten, amerikanischen Auto machten die Szenerie perfekt. Insgesamt war die Farbenpracht des Bühnenbilds eine einzige Aufregung für das Auge: sich hastig bewegende muskulöse Tänzer in den schillerndsten Farben – von grün, rot, gelb, blau zu gold und silber – vor einer sommerlich-kubanischen Kulisse. Die Tänzer kreisten ihre Hüften in einer Schnelligkeit, als gäbe es an dieser Stelle des Körpers keine Knochen oder Gelenke. Ein Tanz, der Geschichten von Erotik und Liebe und dem Genuss von Alkohol erzählte.

Diese typische Mischung aus Melancholie und Fröhlichkeit kubanischer Musik war einfach ansteckend. Und dafür sorgten im Lindenpark-Hof mit fröhlichen Liedern und Balladen die Sängerin Mariela Stiven Carvajan und der Sänger Inocente „Pachin“ Fernández-Jimenez. Pachin, so wurde erzählt, habe bereits als Zehnjähriger für wenige Pesos unter Balkonen schöner Frauen gestanden und die schönsten Liebeslieder für sie gesungen. Und noch heute, mit mittlerweile 77 Jahren, zieht er im grauen Anzug um die Welt, um den Menschen seine Musik nahe zu bringen. Jedes seiner Stücke strotzte nur so vor Gefühl, ob es eine Ballade war oder ein lebensfrohes Stück. Und so lässt sich ein solches Konzert doch gut genießen! Josefine Schummeck

Josefine Schummeck

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