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Kultur: Eine Brücke der Mahnung

Eine Ausstellung im Humboldt-Gymnasium

Eine Ausstellung im Humboldt-Gymnasium Zuerst waren es Emotionen und Reaktionen auf die Werke und Lebensgeschichte des italienischen Künstlers Vittore Bocchetta, sagt der Schüler Eric Bochow zur Eröffnung der Ausstellung „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ im Humboldt-Gymnasium. In der Ausstellung werden Skulpturen und Collagen eines Schulprojektes präsentiert, das 2004 mit dem Besuch Bocchettas in Potsdam seinen Anfang nahm. 1918 in Verona geboren, bekämpfte Bocchetta als Student das faschistische Regime Mussolinis. 1944 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager „Flossenbürg“ in Ostbayern eingeliefert. 1945 konnte er auf einem der berüchtigten Todesmärsche in ein amerikanisches Kriegsgefangenenlager fliehen. 1958 wanderte Bocchetta in die USA aus, wo er an verschiedenen Universitäten Sprachwissenschaft unterrichtete. Später zog er sich von seinen Lehrtätigkeiten zurück, um als Bildhauer und Maler zu arbeiten. Die grausamen Erfahrungen aus dem Konzentrationslager und die damit verbundenen Gefühle prägen die Werke des Künstlers. Die Bilder zeigen gedeckte Farben und schemenhaft verzerrte Menschen: feingliedrig und abstrakt – ebenso wie in seinen Skulpturen. Mit den Collagen und Skulpturen der Schüler werden diese Eindrücke verarbeitet. Das Wort „vielleicht“ kommt in einer Collage vor, im Hintergrund ist ein Bahnhof zu erkennen und viele Hände befinden sich in einem Kreis darüber. So arrangiert, ist dieses „vielleicht“ kein bedeutungsloses, alltägliches Wort mehr, sondern lässt einen die Unsicherheit erahnen, die Vittore Bocchetta erfahren musste. Daneben die Skulptur „Der Wille“: ein Mensch am Boden, dessen Gesicht aber immer noch nach oben blickt. So unterschiedlich die einzelnen Werke auch sind, in ihrem Anspruch ähneln sie sich. Sie verstehen sich als eine Brücke zwischen den Erfahrungen des Zeitzeugen und heutiger Interpretation. Der 14. April, der Tag der Eröffnung, ist der 60. Jahrestag der Bombennacht Potsdams. Man habe diesen Termin bewusst gewählt, sagt die Kunstlehrerin Christina Wilsky, bevor sie die Ausstellung für eröffnet erklärt, denn schließlich gibt es nach wie vor Menschenrechtsverletzungen. Die Brücke, die die Schüler mit ihren Werken errichtet haben, ist somit mehr als nur Reaktion und Emotion auf das Leben Vittore Bocchettas, es ist eine Mahnung, was Krieg und Terror anrichten. Philipp Rothmann

Philipp Rothmann

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