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Kultur: Eine Sehnsucht, die jeder kennt

Lena Malmborg und Katrine Ottosen mit der „In Between The Days Tour“ am Donnerstag in Potsdam

Der große Bruder war schuld. Lena Malmborg war neun Jahre alt, als sie von ihm ihre erste Platte geschenkt bekam. Aufnahmen der Blueslegende Muddy Waters. Die meisten Neunjährigen hätten darin vielleicht eine der üblichen Gemeinheiten älterer Geschwister gesehen. Denn wer interessiert sich in diesem Alter schon für den Blues? Bei Lena Malmborg war das anders. Das Geschenk ihres Bruders war der Beginn ihrer Suche nach einer eigenen musikalischen Sprache. Am Donnerstag kommt die Sängerin aus Südschweden zusammen mit Katrine Ottosen aus Dänemark zu einem Konzert in die Schinkelhalle.

Zwei Dinge haben Lena Malmborg und Katrine Ottosen gemeinsam. Beide sind sie in Kleinstädten geboren und aufgewachsen, denen man gerne eine gewisse Trostlosigkeit andichtet, aus der zu flüchten oft nur die Musik zu helfen scheint. Und beide schreiben sie Lieder, in denen eine Sehnsucht mitschwingt, die jeder kennt, ob er nun auf dem Dorf, in einer Klein- oder einer Großstadt aufgewachsen ist.

Katrine Ottosen hat, wie so viele Kinder, Klavierunterricht bekommen. Schon früh beginnt sie, eigene Stücke zu komponieren. Katrine Ottosen singt in der Bigband ihrer Schule und geht dann für ein Studium an der Royal Music Akademie nach Kopenhagen. Doch das Theoretische lag ihr weniger. Für eine kurze Zeit wechselt sie auf ein Musikkonservatorium in der Hafenstadt Esbjerk, um endgültig festzustellen, dass die beste Schule noch immer die Bühne ist. Sie tourt mit Bands durch ihre Heimat Dänemark und geht nach New York, um dort Erfahrungen zu sammeln. Vor drei Jahren begann dann ihre verstärkte Konzentration auf die eigenen Songs, die sie auf eine minimalistische Begleitung beschränkt. Es ist der Gesang, der bei Katrine Ottosen im Vordergrund steht und ihre Lieder zu fragilen, äußerst persönlichen Offenbarungen macht.

Auf Lena Malmborgs Debüt-Album „A New Time, A New Life, A New Religion“ gibt es auch diese stillen, tief ins Epizentrum der eigenen Gefühlswelt treffenden Momente. Lieder wie „No No No“ oder das schwebend-melancholische „Where shall I lay all my love“ tragen diese Sehnsucht in sich, der mit Musik noch am überzeugendsten Ausdruck verliehen werden kann. In ihrer Heimat Schweden hat sich Lena Malmborg durch monatelanges Touren einen Namen als hervorragende Live-Musikerin gemacht. Mit Katrine Ottosen ist sie nun zusammen auf der „In Between The Days Tour“ in Deutschland unterwegs. Es wird ein Konzert der Gegensätze, wenn Lena Malmborgs ihren luftigen Country spielt und Katrine Ottosen sich auf den ihr eigenen Minimalismus beschränkt. Und ein Konzert der Gemeinsamkeiten, wenn beide die Tiefe der Melancholie und Sehnsucht ausloten. Und man wird feststellen, dass man für eine Platte von Muddy Waters nie zu jung sein kann. Dirk Becker

„In Between The Days Tour“ mit Katrine Ottosen und Lena Malmborg am Donnerstag, 10. Januar, ab 21 Uhr in der Schinkelhalle, Schiffbauergasse. Eintritt im Vorverkauf 6 Euro, an der Abendkasse 9 Euro.

Dirk Becker

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