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Kultur: Elementare Landschaften

Der Falkenseer Maler Bernd Martin stellt in der „galerie burster, albrecht“ aus

Der Falkenseer Maler Bernd Martin stellt in der „galerie burster, albrecht“ aus Bizarre Luftspiegelungen, tosende Meere, grellgelbes Licht, rote Erde, beängstigende Gischt, solcher Art sind die „elementaren Landschaften“ des Malers und Farbgestalters Bernd Martin, der in Berlin-Weißensee Malerei und Baukunst studierte. Ein tiefblaues, großformatiges Acrylbild, aus dessen Wassermengen der Flossenschlag eines Riesenmeeressäugers wie Phönix aus der Asche aufsteigt („Aqua Porta“), schlägt dem Besucher in der „galerie burster, albrecht“ derzeit entgegen. Oder ein wuchtiges Bergmassiv, dessen Gewaltigkeit von einer grellgelben, ins zitronige changierenden Sonnen- oder Sandwelle überschüttet wird („Zwischenbraungelb“). „Goldrotschwarz“ zeigt fast naturlyrische Kontraste pastos aufgetragener Farbschichten, oben gold, in der Mitte tiefrot – ein Schelm, wer Vulkanisches dabei denkt -, unten schwarze Schatten. Ein Wortspiel lediglich, ohne die im Titel versprochene Tiefgründigkeit, eine Freude an satter Farbe. Immerhin. Auf einen sandigbraunen Untergrund setzt sich mit ihrer Nasenspitze die neugierige Schneelawine – die auch eine Welle sein könnte - und lässt sich im unteren Bildteil noch mal spiegeln („Schneegelbneugier“). Selten werden menschliche Eigenschaften in Szene gesetzt, Bernd Martin nutzt zwar in diesen großformatigen Acrylarbeiten die Kraft der Tradition romantischer Landschaftsmalerei, um uns mit den monströsen Farbschichten aber genau an der Oberfläche – auch der Gefühle – stehen zu lassen. „Eros vor Rot“, der eingangs als Hochformat auf einer Staffelei als schwarzer männlicher Körperumriss von einer roten (Feuers?-) Glut züngelnd umringt ist und wohl die verzehrende Energie erotischen Brandes sinnfällig demonstrieren soll, wirkt bei näherem Hinsehen gar nicht angegriffen. Ruhig besteht der Körper die Feuerprobe – der Angriff bleibt an der Außenseite stecken. Nach dem ersten wuchtigen Eindruck tut sich nicht mehr viel. Sichtbare Äußerlichkeit, beherrscht von planer Farbgestaltung, wirkt dekorativ im besten Sinne, aber für Tiefen- oder Höhenflüge des Geistes oder Gefühls ist kein Platz. Anders dagegen manche kleinen Arbeiten, Aquarelle und Gouachen, in denen Martin einem spielerisch forschenden Geist Raum gibt, sich wie ein Zoom in die Oberfläche der Materie zu graben. Dort scheint er zu finden, was er in den großen Arbeit vorgibt zu suchen: das Elementare, Feine, Basale, das den Urstoff der Natur und des Lebens ausmacht. Wenn er z.B. in „Welle“ oder „Landschaft am Meer“ liebevollst Feinstrukturen komponiert, dann, und nur dann, öffnet sich ein großes, universales und elementares Spektrum – auch des Gefühls. Da wird die Welle in ihrer Struktur anderen Naturphänomenen ähnlich: Verästelungen wie Schneekristalle differenzieren die Anschauung und ermöglichen gar eine pastellleuchtende, zartfarbige Erkenntnis. Hier scheint auf kleinstem Raum Platz für Zwischentöne, Übergänge, Einblicke und Aussichten in tiefere Schichten. Die Schau demonstriert noch weitere Facetten seiner Malerpersönlichkeit. Großformatige Landschaftsaquarelle zeigen im unentschiedenen Licht „Pinien bei Volterra“ oder hiesiges Ambiente, brav, handwerklich sauber, dekorativ. Und die kleinen Monotypien versuchen sich spielerisch-experimentell und vielfarben bunt. Unentschieden! Lore Bardens Zu sehen bis zum 12. März in der galerie burster, albrecht, Charlottenstraße 24. Geöffnet von Dienstag bis Samstag, 11 bis 18 Uhr.

Lore Bardens

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