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Kultur: Entdeckung einer Dynastie

Die Ausstellung „Europa Jagellonica“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte

Die Zahl der Ausstellungsstücke klingt mit 90 nicht gerade spektakulär. Doch wer die am gestrigen Donnerstag eröffnete Ausstellung „Europa Jagellonica. Kunst und Kultur Mitteleuropas unter der Herrschaft der Jagiellonen 1386-1572“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte betritt, wird ein Staunen erleben. Gleich im Eingangsbereich, in untypischer Höhe, empfängt den Besucher der Heilige Christophorus mit dem Christuskind (Bild rechts) auf seinen Schultern. Kein Geringerer als Veit Stoß hat diesen Christophorus geschaffen. Und es zeugt von erheblichem Selbstbewusstsein der Ausstellungsmacher, wenn dieses Meisterwerk für den Besucher nur aus der Distanz zu betrachten ist. Dann betritt man den ersten Raum, erblickt das Triptychon mit der Legende des Hl. Stanislaus und das Staunen beginnt.

Potsdam ist nach Kutná Hora in Tschechien und Warschau die dritte Stadt, in der die Ausstellung, die das weltoffene Kunst- und Kulturverständnis der Jagiellonen präsentiert, zu sehen ist. Mit den 90 Exponaten zwar in einer reduzierten Fassung, bei der aber hinsichtlich der Qualität keine Abstriche gemacht wurden, so der Leitende Kurator Jirí Fajt. Die litauisch-polnische Dynastie der Jagiellonen war um 1500 das mächtigste Herrscherhaus in Mitteleuropa und hatte auch erheblichen Einfluss auf die brandenburgisch-preußische Geschichte (siehe Interview).

Doch dieser lokale Bezug verliert schnell an Bedeutung, wenn man durch die dreiteilige Ausstellung geht. Was hier an gemalten und geschnitzten Altarretabeln, an Tafelbildern und Skulpturen, an Goldschmiedekunst, Urkunden, Gewändern und Buchkunst gezeigt wird, ist nicht einfach nur faszinierend. In der farblich ruhig und von der Aufteilung her ein wenig wie ein Labyrinth gestalteten Ausstellung ist das ein perfektes Erleben und Entdecken aus Distanz und Nähe. Und immer wieder gibt es Momente, in denen einen das Staunen förmlich überwältigt. „Europa Jagellonica“ kann schon jetzt als Höhepunkt im Potsdamer Kulturjahr 2013 bezeichnet werden.

„Europa Jagellonica“ ist bis zum 16. Juni im Kutschstall am Neuen Markt zu sehen. Der Katalog zur Ausstellung kostet 14,80 Euro. Informationen unter www.hbpg.de

Dirk Becker

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