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Auch wenn er so grantig ist: Eigentlich sei er ein liebenswerter Greis, findet Hader.

© dpa

Josef Hader in der Waschhaus-Arena: Expedition in die Hölle

Er ist bekannt für seinen Zynismus und die Wiener Schmäh: Am Samstag war der Kabarettist Josef Hader in der Waschhaus-Arena.

Allgemein sagt man dem Wiener nach, dass er zuweilen etwas grantig sei. Der Wiener Humor schafft es, etwas Bösartiges in etwas Liebenswürdiges zu verpacken, und zwar so, dass die Boshaftigkeit oft unbemerkt bleibt oder sich erst auf den zweiten Blick zu erkennen gibt. Die "Wiener Schmäh" ist eben ein galliger Humor, was man nicht erst seit Georg Kreisler weiß: "Wie schön wäre Wien ohne Wiener", sang dieser damals - wohl auch, weil der Wiener immer am besten über sich selbst spotten konnte.

Josef Hader, der am vergangenen Samstag in der ausgefüllten Waschhaus-Arena Auf der Bühne zu erleben war, ist einer dieser Vertreter des bösartigen Wiener Humors, ein galliger Zyniker, der dennoch weit entfernt davon ist, nur schlecht gelaunt ein Entertainment-Programm zu bieten. "Hader spielt Hader", hieß es, und Hader selbst sieht sich als einen "liebenswerten Greis", der nur auf der Bühne grantelt - wenn man ihm glauben will. Humanismus war sein Thema, und dieses philosophische Paradigma war nur ein Aufhänger, um über den Menschen selbst spotten zu können.

Hader entfernt sich weit von der simplen Unterhaltung des Publikums, und das weiß er genau: "Rutsch nicht auf einer Bananenschale aus!", sagt er. "Das wäre eine billige Pointe. Das wäre deutsche Comedy!" Hader mag es jovialer, wenn er sich auf einen Tisch setzt und drauflos erzählt - etwa dass die Scheißhausrohre in Wien sogar von innen von Hundertwasser bemalt worden sind. Wenn er von einer Expedition in die Hölle erzählt, dann meint er das auch so: "Die wahren Fantasien finden im Kopf statt." Da kann Hader eben auch in die Hölle kommen, wo der Teufel das "Steinscheißer Carlo"-Spiel spielt, bei dem man nicht mit "Wer?" antworten darf. Spielkameraden? Ja: Heinz-Christian Strache zum Beispiel, der österreichische FPÖ-Vorsitzende. Zur FPÖ braucht man ja nichts mehr sagen: "Der bayrische Ministerpräsident wäre in der FPÖ eine Stimme der Vernunft", sagt Hader. Oder Reinhold Messner, den er in der Hölle trifft, weil dieser auf einer Expedition dahin ist, wo niemand vorher war - und schließlich beim Nasebohren in seinen Kopf kriecht und in seinem Gehirn verschwindet. So einfach geht das.

Hader ist ein sympathischer Zyniker, der sich gern an die Grenzen tastet: "Jetzt bin ich wieder optimistischer. 1914 war's net, aber 1939. Obwohl, das brauchen Sie sich von einem Österreicher nicht sagen lassen." Und er führt Stereotypen vor: Letztens sei er auf einem Benefizauftritt gewesen, ein Sozialprojekt zugunsten zuckerkranker Kurden. "Ich geh zum Büffet und frag: Na, habt's ihr türkischen Honig?" Und fügt hinzu: "Die Kurden sind noch humorloser als die Franzosen." Wer kriegt noch sein Fett weg? Rentner natürlich, Kroaten und selbstverständlich Politiker. "Ich bin Kabarettist. Ich muss sagen, wer schuld ist, sonst wollen Sie Ihr Eintrittsgeld zurück."

Es sind die zwischenzeiligen Geschichten, die Hader auf die Spitze treibt. "Das Leben verliert ein bissl dadurch, dass man es kennenlernt", sagt Hader. Deshalb habe er auch nicht mehr als ein paar "unwichtige Gschichtn". Aber die machen den Wiener Zyniker doch zu etwas Liebenswerten, ob man will oder nicht. 

Oliver Dietrich

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