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Kultur: Facetten der Liebe

Musikfestspiele: Vivaldi als Opernkomponist

Musikfestspiele: Vivaldi als Opernkomponist Fast könnten die diesjährigen Potsdamer Musikfestspiele „Vivaldi-Festtage“ genannt werden. Nicht nur die Eröffnung stand im Zeichen von Antonio Vivaldis Instrumentalmusik, auch viele folgende Konzerte enthalten Vivaldi-Kompositionen. Die Aufführung von Antonio Vivaldis früher Oper „La fida ninfa“steht gar im Zentrum der Sanssouci-Festspiele. Doch als Opernkomponist ist Vivaldi immer noch eine Entdeckung wert. Eine kleine Kostprobe aus seinen auch auf diesem Gebiet überragenden Werken gab das Ensemble Matheus mit den Sängern Veronica Cangemi und Phillipe Jaroussky in der italienisierten Friedenskirche im Park Sanssouci.. Unter seinem Leiter Jean-Christoph Spinosi zeigte sich das französische Matheus-Ensemble als ungemein dynamisches, spritziges Orchester für Alte Musik. Es war eine Freude, den wohlgeformten Linien und schwebenden Klängen zuzuhören. Mit viel Sinn für präzise Rhythmen und subtile Phrasierungen folgten die Musiker den großartigen jungen Sängern. Nicht zuletzt Victoria Cangemi, Sopran, und Philippe Jaroussky, Countertenor, die erstmals in Potsdam auftraten, führten das Konzert auf einen Gipfelpunkt des Gesangs. In Vivaldis Opern dreht sich alles um Liebeslust und -leid. Anders als in den individualistischen Opern etwa von Wolfgang Amadeus Mozart wird hier die Liebe als leidenschaftlicher Affekt, als Essenz der menschlichen Existenz beschworen. Für die unterschiedlichen Facetten dieser „Gefühlsmacht“ fand Antonio Vivaldi mitreißende musikalische Gestalten. Der bezaubernd natürlich auftretenden Veronica Cangemi gelingt es hervorragend, diese Vielfalt stimmlich zum Ausdruck zu bringen. Mit leuchtend-klarer Stimme und anmutigem Gesang beschwört sie die Liebe der Angelica aus dem „Orlando furioso“, brilliert in „Tu sei degl´occhi miei“, trifft den innigen Sehnsuchtston in „Porveni affetti miei“. Der Countertenor Philippe Jaroussky erweist sich als frühreifer Meister der hohen Gesangslagen. Die dramatischen Ausbrüche der leidenschaftlich rasenden Helden meisterte er insgesamt bravourös, beherrschte aber auch die lyrischen Partien bezwingend. Sphärisch leicht, nahezu überirdisch erklang die Arie des Ruggiero mit sublimer Flötenbegleitung (Jean Marc Goujon). In der musikalischen Gestaltung des „Tränenregens“ erwies sich Antonio Vivaldi erneut als origineller und einfallsreicher Komponist von Naturereignissen, die er gleichnishaft mit Gefühlen und Affekten verband. Auch im Duett mit Veronica Cangemi entwickelte Philippe Jaroussky großartige Qualitäten. Beider Stimmen fügten sich quasi organisch zu einem wohlklingenden Ganzen zusammen. Ein überaus gelungenes Konzert, nach dem man nur „Bravo, Brava !“ rufen konnte. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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