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Kultur: Finnen im Schafspelz

Die Apokalyptischen Reiter im Lindenpark

Die Apokalyptischen Reiter im Lindenpark Die vier Apokalyptischen Reiter. Inbegriff des Schreckens in der biblischen Mythologie. Die Menschentraube, die sich vor dem Lindenpark versammelt hat, sieht das anders. Fröhliche, langhaarige Jugendliche warten auf den Einlass, um den „Reitern" möglichst nahe zu sein. Statt Krieg, Hunger, Pestilenz und Tod hat die Band „Die Apokalyptischen Reiter" harte Gitarren und melodisches Piano im Gepäck. Und nicht nur das. Mit den Reitern suchen die acht Finnen von „Turisas" das erste Mal deutsche Gefilde heim. Gegen 21 Uhr startet die Viking-Metal-Combo in rotschwarzer Kriegsbemalung mit einem hymnenartigen Intro. Nur in grobes Leder und Felle gehüllt, begrüßt Sänger Warlord die Gäste mit einem Lob auf das deutsche Bier. Mit wilder, klarer Stimme heizt er den Gästen kräftig ein. Für Begeisterung sorgen filigrane Violinensoli und das wohl einzige Akkordeon in einer Metalformation. „Turisas" verausgaben sich für die Menge und diese dankt es ihnen mit tosendem Beifall. Nach einer Stunde räumen die Finnen das Feld für die „Reiter". Ein Sarg wird auf die Bühne geschoben. Sänger Fuchs öffnet mit großen Gesten den Deckel, nur um sich schnell aus der Reichweite des peitschenschwingenden Dr. Pest zu bringen, der aus dem Sarg springt. Nach einigen wilden Verfolgungsrunden begibt sich Pest hinters Keyboard und Fuchs brüllt dem tobenden Publikum einen „herzlich warmen Empfang zur Unsterblichkeit" entgegen. Frontgitarrist Volk-Man unterstützt ihn mit beißenden Riffs, die das Publikum aufsaugt wie ein Schwamm. Nach dem dritten Song tobt der Saal. Mit ihrer Kombination aus harten, tief gestimmten Gitarren und melodischen, fast melancholischen Klavierparts vereinen die „Reiter" Reggae und sogar Blues-Parts mit typischen Metal-Klängen. Wie der Teufel persönlich tobt Fuchs über die Bühne und lässt seinem Publikum keine Atempause. Keine Spur von satanischen Todesbotschaften, stattdessen verbeiten die Reiter exstatische gute Laune. Nach zwei Zugaben und der fundamentalen Botschaft des Songs „Mir scheint die Sonne aus dem Arsch" verlassen die fünf hochzufriedenen Reiter die Bühne. „Ich war erstaunt, wie begeistert und tanzfreudig das Potsdamer Publikum ist," sagt Volk-Man. „Wir erleben die Preußen sonst eher gesittet und weniger euphorisch“, grinst der Gitarrist. Corina Brucker

Corina Brucker

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