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Kultur: Französische Leichtigkeit

„Phoenix“ stellen ihr neues Album live bei Fritz vor

In den ehemaligen Rundfunkstudios der DDR in der Berliner Nalepastraße wartete die französische Band „Phoenix“ auf die Muse. Aus der beschaulichen Pariser Vorstadt sind sie Anfang des Jahres gekommen, um in Köpenick ihr neues Album aufzunehmen. Für das hatten sie im Vorfeld nicht einen Song geschrieben, vertrauten also voll und ganz der Eingebung durch den Geist der Studios im, wie sie sagen, „no man´s land“.

Das Ergebnis ist seit letzter Woche im Handel: „It´s never been like that“ bringt dem Hörer sparsam instrumentalisierte Kleinode mit gelegentlichen Eruptionen. Die Atmosphäre in den altehrwürdigen Studios hat scheinbar minimalisierende Auswirkungen auf die Aufnahmen gehabt. Entfleischt präsentieren sich die Songskelette, auf die sich mühelos die Stimme von Sänger Thomas Mars legt. Eine hochtrabende Produktion haben die Songs nicht nötig, um sich zu entfalten.

Radio Fritz hat „Phoenix“ samt einen Haufen glücklicher Hörer ins kleine Foyer des Senders gezwängt und die Franzosen einfach machen lassen, was sie am besten können. Auf der Bühne verstärkt sich das Quartett mit einem Drummer, der noch den besten Drumcomputer in Präzision und Intensität an die Wand spielt. Außerdem unterfüttert ein Keyboarder das Ganze mit Synthie- und Elektroklängen.

14.30 Uhr ist eigentlich nicht die Standard-Zeit für Konzerte, aber es wird hingenommen, dass draußen noch die Sonne scheint, während „Phoenix“ das Fritz-Foyer bespielen. Irgendwie passt es auch. Songs wie das dezent-drängelnde „Too Young“ vom Erstling „Unite“ oder die aktuelle Single und Radfahr-Nummer schlechthin „Long Distance Call“ schlendern so fluffig dahin, wie es nur zu einem sonnigen Frühlingstag passt. Manchmal geht es in einen kleinen Dauerlauf über („Sometimes in the Fall“) und die Gitarren röhren pompös in die Gehörgänge („I´m an Actor“). Doch bevor der Schweiß rinnt, findet man sich auf sauber zurechtgestutzten Indiepop-Pfaden wieder.

Das leidige Problem der fehlenden Bühne in den Fritz-Studios führt wieder einmal dazu, dass sich viele Hälse vergeblich nach der Band recken. Die ersten Reihen bilden einen fast undurchdringlichen Sichtschutz. Umso sympathischer, dass sich Thomas Mars immer mal wieder auf die Monitore stellt und seine Präsenz auch den hinteren Reihen beweist. Einige scheinen sich trotzdem zu fragen, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, sich die neue CD zu Hause im bequemen Sessel zu Gemüte zu führen.

Nicht sonderlich beeindruckt wippen sie mit, während sich der Saal zunehmend aufheizt. Trotzdem vergeht die Stunde kurzweilig, weil „Phoenix“ geschickt neue Songs und alte Hits mischen und mit „Funky Squaredance“ auch ihren ungewöhnlichsten Titel mit ins Set genommen haben. Christoph Henkel

Christoph Henkel

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