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Kultur: Fröhlich, füllig und virtuos

Preisträgerkonzert „Jugend musiziert“

„Sogar die Kinder finden an einer süßen Melodie Gefallen, etwas Raues aber und Unliebliches nimmt dem Hörer alle Lust und Freude“, schrieb der römische Philosoph Boethius in seinen „Fünf Büchern über die Musik“. Gerade bei kleineren Konzerten von Musikanfängern wird manchmal etwas spürbar von der allumfassenden „Macht der Musik“, die Boethius ebenso logisch wie philosophisch beschrieben hat.

Beim Preisträger-Konzert „Jugend musiziert“, das erstmals im schönen neuen Vortragssaal der URANIA stattfand, verströmten einige Darbietungen durchaus die Aura reiner Musikalität, natürlich noch in einem zarten und bildungsfähigen Stadium.

Das Projekt „Jugend musiziert“ wurde in Potsdam von Jahr zu Jahr erfolgreicher, wie Wolfgang Thiel, der Leiter der Städtischen Musikschule Potsdam, ausführte. Nach dem Rekord von 244 Teilnehmern im vergangenen Jahr nahmen diesmal 216 Musiker aller Altersstufen von sechs bis einundzwanzig Jahren teil. Von den 86 Schülern der Musikschule Potsdam erreichte fast die Hälfte, 39 genau, die Weiterleitung zum Regional-Wettbewerb, der im Frühjahr in Cottbus ausgetragen wird. Die insgesamt etwas niedrigere Teilnehmerzahl lag wohl an den wechselnden Wettbewerbskategorien. In diesem Jahr waren Holz- und Blechblasinstrumente, Zupfinstrumente und Gesang an der Reihe. Für ein Horn, eine Posaune oder ein Saxophon braucht es schon eine gewisse Größe, um sie zum Klingen zu bringen, und auch eine Oboe kann erst ab einem höheren Alter gespielt werden.

Den lustigen Auftakt gab Felix Huster mit seinem Tenorhorn und dem Stück „Manege frei“ von Gisbert Näther. Auf dem Waldhorn spielte Jonas Fink den ersten Satz aus W.A. Mozarts Hornkonzert Nr.2, sehr schön weich und klangvoll. Als wenn Opa plötzlich anfängt zu tanzen, so fröhlich und füllig klang die Posaune von Johannes Stöcklein in den „Posaunereien“ (G. Näther). Wie wundervoll schon die Kleinen mit der Blockflöte musizieren können, zeigte sich bei Björn Weidemann und Luise Catenhusen. Die beiden Sätze aus einer Sonate von G. F. Händel spielte Björn sehr ansprechend und der „Ragtime Razzle“ von Luise sprudelte ungemein lustig und tänzerisch hervor. Von der Oboe hört man meistens liebliche, lange Töne. Dass es auch anders geht, zeigte Franziska Beitz mit dem „Grashopper“ von Benjamin Britten – nämlich kurz und sprunghaft im staccato. Auf der Querflöte spielte Marie-Luise Ludewig zwei französische Charakterstücke (Francis Poulenc, Benjamin Godard) schon sehr charaktervoll und virtuos. Von den Saiteninstrumenten war einzig die Gitarre durch Kathrin Gottbehüt vertreten, die einen spanisch-melancholischen „Tristango“ vortrug.

Nicht weniger als 15 junge Sänger hatten beim Wettbewerb teilgenommen, drei gehörten zu den Siegern. Ina Marquardt sang zierlich und liebreizend vom „Frühzeitigen Frühling“ und dem „Jasminenstrauch“. Ulrike Schneider verlieh dem „Kirschdieb“, dem „Schneeglöckchen“ und dem „Mausfallensprüchlein“ reine vokale Anmut und klaren Ausdruck. Als junger Bariton erhielt Paul Zeuke mit Liedern von Kurt Schwaen, Hanns Eisler und Robert Schumann wohlverdienten Beifall. Nach diesem Konzert konnte man sofort zustimmen, wenn Boethius schlussfolgert: „Man muss also mit der vollständigsten Klarheit einsehen, dass die Musik von Natur aus in uns liegt und dass wir derselben, auch wenn wir es wünschten, nicht entbehren können.“

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