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Kultur: Ganz unverzagt

Die Potsdamer Ballettmeisterin Inka Unverzagt feierte ihren 80. Geburtstag

Die Potsdamer Ballettmeisterin Inka Unverzagt feierte ihren 80. Geburtstag Von Ursula Bruns „Wenn ich 80 bin, höre ich auf“, sprach an ihrem 75. Geburtstag Ballettmeisterin Inka Unverzagt, die seit 50 Jahren in Potsdam wohnt und auf ein inhaltsreiches Leben im Dienste der Tanzkunst zurückblicken kann. Klassisches Ballett war und ist ihr ganzes Leben, nicht nur als Beruf, sondern es ist auch ihr Hobby geblieben. So kann sie es – am 18. April ist sie 80 Jahre alt geworden – doch noch nicht lassen, begabte Kinder für dieses Genre und in einem Ballettzirkel in der Käthe-Kollwitz-Schule in Potsdam zu unterrichten. Inka Unverzagt wurde frühzeitig als junges Talent entdeckt, am Chemnitzer Opernhaus als Elevin unterrichtet und von einem Kunstmäzen gefördert. Nach neunjährigem Studium absolvierte sie 1939 am Leipziger Opernhaus ihre erfolgreiche Abschlussprüfung. Noch 15-jährig erhielt sie ihren ersten festen Vertrag am städtischen Theater in Augsburg und bis zum Kriegsende ein Engagement am Stadttheater Zwickau – nun bereits als Solotänzerin. Im Jahre 1946 wurde Inka Unverzagt, dank einer für eine Balletttänzerin bereits langjährigen Theaterpraxis und einem intensiven autodidaktischem Studium in puncto Choreografie und Musik, an das Stadttheater Freiberg engagiert – als damals jüngste Ballettmeisterin. Sie inszenierte eigene Tanzabende und übernahm Solopartien. Es folgten Engagements in Zittau und in Rostock. 1951 kam Inka Unverzagt an das Hans Otto Theater in Potsdam. Seitdem kennen sie so manche ältere Theaterzuschauer. Sie erinnern sich gern an die unvergleichlichen Abende mit den Balletten „Aschenbrödel“, „Scheherezade“ oder „Coppelia“. Leider wurde Mitte der sechziger Jahre das Ballettensemble des Theaters aufgelöst. Auch damals gab bereits eine Spartenabwicklung. Das Stammpublikum des Hans Otto Theaters vermisste sein Ballett sehr. Inka Unverzagt, nun freischaffende Künstlerin, fand bald eine neue Herausforderung ihres Könnens als Choreografin durch zahlreiche Filmverträge mit der DEFA, wo sie an insgesamt 60 Produktionen, unter anderen bei den Indianerfilmen mit Gojko Mitic, mitarbeitete. Eine weitere interessante Aufgabe erhielt sie als Gastdozentin an der Filmhochschule in Babelsberg, wo sie mit ihrer bekannten praxisnahen Art und Vielseitigkeit die künftigen Schauspielstudenten auf ihren späteren Beruf vorbereitete. Gleichzeitig sah es Inka Unverzagt als ihre Verpflichtung an, Laientänzer zu fördern und ihnen mit öffentlichen Auftritten Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Die Vielzahl und Vielfalt der entstandenen Gruppen, die sich als „Inka-Girls“ einen Namen machten, ist kaum noch zu nennen. Besonders hervorzuheben ist die zwanzigjährige künstlerische Betreuung des Tanzensembles des Stahl- und Walzwerkes Hennigsdorf. Noch heute, nach zwanzig Jahren, halten ehemalige Mitglieder Kontakt zu ihrer Meisterin. Über ihre 50 schaffensreichen Jahre in Potsdam hat Inka Unverzagt sorgsam Buch geführt. Viele Fotos, Aufzeichnungen und zahllose Namen der Schüler verschiedener „Epochen“, Auftritte in und um Potsdam, Zeitungsartikel, mehrere Auszeichnungen, Briefwechsel mit ehemaligen Elevinnen, von denen einige das Rentenalter erreicht haben, sind im Archiv der Ballettmeisterin zu finden – eine Sammlung, die unbedingt aufbewahrt werden müsste. Ihr wertvollstes Dokument ist ein handschriftlicher Brief von Regine Hildebrandt, die auf Inka Unverzagts Bitte um Unterstützung für weitere Auftrittsmöglichkeiten ihre Hilfe zusicherte. Eigentlich wollte Inka Unverzagt mit dem Trainieren und dem Einstudieren von kleinen Tanzszenen ihre aktive Tätigkeit beenden. Doch die kleine tanzbegeisterte Kindergruppe, die noch immer in der Käthe-Kollwitz-Schule trainiert und sich schon auf ihren Auftritt beim nächsten Stadtteilfest freut, will ihre Meisterin nicht verlieren. Eine weitere reizvolle Aufgabe lässt die Tänzerin ebenfalls nicht „ruhen“, denn auf eine Zeitungsannonce erklärte sie sich bereit, einer Barocktanzgruppe (Folies de dance) bei der Rekonstruktion historischer Tänze behilflich zu sein. Seit nunmehr drei Jahren hat man das kleine Ensemble unter anderem im Schloss Charlottenburg, im Jagdschloss Grunewald oder im Neuen Palais sowie zur „Schlössernacht“ bewundern können. Für ein regelmäßiges Training und für die Einstudierung neuer Tänze, auch aus der Renaissance, steht dem Ensemble ein Probenraum im Freizeitzentrum am Neuen Garten zur Verfügung. Man kann es nicht glauben, dass Inka Unverzagt mit ihrem unwahrscheinlichen Engagement und ihrer Liebe zum Tanz aufhören wird aktiv zu sein. Hier und da findet sich immer noch eine „Ballettstange“, an der die Ballettmeisterin eine klassische Ballett-Excercise demonstrieren kann – ganz unverzagt.

Ursula Bruns

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