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Kultur: „Ich glaube, der Motor muss laufen“

Gestern feierte der Volksschauspieler Herbert Köfer seinen 85. Geburtstag

„Das war''s - noch lange nicht!“ versprach Volksschauspieler Herbert Köfer, als er vor ein paar Jahren seine Erinnerungen zu Papier brachte. Der waschechte Berliner scheint tatsächlich immer jünger zu werden. Auch wenn er gestern 85 Jahre wurde, ist Alter für ihn kein Thema. Viel Zeit für die Geburtstagsfeier hatte er ohnehin nicht. „Köfers Komödien-Bühne“ befindet sich noch bis Ende Februar mit dem Schwank „Der Liebesfall“ auf Tournee mit mehr als 40 Stationen.

Zu DDR-Zeiten war Köfer in Serien wie „Familie Neumann“ oder „Geschichten übern Gartenzaun“ so oft in ostdeutschen Wohnzimmern, dass er fast zur Familie gehörte. Wiederholt wurde er zum „Fernsehliebling“ gekürt. Besetzungen im ernsten Fach, darunter die Fallada-Verfilmungen von „Wolf unter Wölfen“ und „Kleiner Mann, was nun?“, sowie der DEFA-Streifen „Nackt unter Wölfen“ blieben Ausnahmen.

Als einer der beliebtesten Fernsehstars im Osten blieb Köfer auch nach der Wiedervereinigung nicht lange ohne Aufgaben. Als erster Regisseur aus dem Westen holte ihn Rolf von Sydow für den 26-Teiler der ARD-Serie „Auto Fritze“ vor die Kamera. Danach ging es munter weiter: Familienserie, Ost-West-Geschichte, Komödie oder Krimi. Über mangelnde Angebote kann sich Köfer nicht beklagen. Gerade hatte die neue MDR-Comedy-Serie „Die Lach-Bar“, in der er zusammen mit Tochter Mirjam (32) „den Laden schmeißt“, Premiere. Ambitionen als Komödiant auf bekannten Bühnen erfüllten sich unter anderem am Berliner Theater am Kurfürstendamm („Pension Schöller“) und an der Dresdner Komödie („Sonny Boys“).Auf das Leben des flotten Seniors trifft bis heute kam etwas besser zu als der Titel einer der publikumswirksamsten DDR-TV-Reihen Ende der 70er Jahre: „Rentner haben niemals Zeit.“ „Ich glaube, der Motor muss laufen. Es ist wie mit einem alten Auto, wenn man es außer Betrieb lässt, springt es nicht wieder an“, meinte Köfer einmal in einer TV-Talkrunde über seine Arbeitswut.

Drei Jahre ist es jetzt her, seit er sich seinen Traum vom eigenen Theater erfüllte. Die Schauspieler fand der „Prinzipal“ unter einstigen Mitstreitern beim DDR-Fernsehen. Nicht jeder hatte so viel Glück wie er. Im neuesten „Kabinettstückchen“ bringt Herbert Köfer als heiratslustiger Großvater die Verwandtschaft ganz schön in Harnisch. An seiner Seite spielt unter anderem der ostdeutsche TV-Moderator Wolfgang Lippert. Köfer, der in Zeuthen vor den Toren Berlins wohnt, stand 1940 in einem schlesischen Provinztheater als Kronprinz Friedrich im Stück „Katte“ erstmals auf der Bühne. In den Nachkriegsjahren versuchte er sich kurzzeitig auch am Deutschen Theater in Berlin. Allein die Klassik war nicht sein Fach.

Dank des Fernsehens erreichte der „Alleskönner“ - er spielt Geige und ist operettentauglich - später ein Millionenpublikum. In rund 80 ostdeutschen Filmen und Fernsehspielen wirkte er mit. „Es war Unterhaltung, die er machte. Nichts Schweres für den Kopf, aber auch nichts, wofür man sich schämen müsste“, schrieb ein Kritiker nach der Wende über ihn. Ein Schwank ohne Köfer war kein Schwank.

Der Schauspieler arbeitete als Moderator, Kabarettist, Showmaster und selbst für die Werbung. Den Ost-Star als „Urgestein“ des deutschen Fernsehens zu bezeichnen, ist berechtigt. Als Nachrichtensprecher hatte er 1952 das DDR-Fernsehen mit aus der Taufe gehoben. Damals existierten gerade zehn Empfangsgeräte.

Ministerpräsident Matthias Platzeck gartulierte Köfer sehr herzölich zu seinem Geburtstag „Die Lust am nuene steckt in Ihnen. Sich nicht auf eien Genre festzulegen, das war und ist Ihnen wichtig. Zu Recht gelten Sie als einer der Großen Ihres Fachs“, heißt es in dem Grußschreiben des Ministerpräsidenten. Irma Weinreich

Irma Weinreich

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