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Kultur: In Balance

Vielseitige Workshops zu den Potsdamer Tanztagen

Sie glucksen und jauchzen vor Vergnügen, hebt man kleine Kinder über den eigenen Kopf, lässt sie einen Moment fliegen, um sie sogleich wieder sicher in den Armen zu wiegen. Es ist eines jener wichtigen Spiele, die helfen können, soziale Bindungen zu festigen und sich selbst und dem anderen vertrauen zu lernen.

Wer sein Repertoire an solchen Bewegungsspielen erweitern möchte, kann mit einem Kind zwischen sechs Monaten und sechs Jahren den Workshop „Contact-Improvisation mit Kindern“ besuchen, den die fabrik erstmals während der 16. Potsdamer Tanztage ab dem 29. Mai anbietet. Die aus Oxfort kommende Tanzpädagogin Lucia Walker zeigt, wie man Kinder sicher heben und schwingen kann, ohne sich selbst oder den anderen dabei zu verletzen.

Der spielerische Körperkontakt erhält die kindliche Freude an der Bewegung, die sich zur Musik schnell in freien ausdrucksstarken Tanz verwandelt. Marie-France Meunier aus Versailles greift in ihrem Workshop für Acht- bis Zwölfjährige deren Spontaneität auf und gibt ihnen viel Raum, ihre Fähigkeiten zu entdecken und kreativ zu nutzen. Sie arbeitet mit allen Sinnen, übt das genaue Schauen und Zuhören, lässt das eigene Gewicht, die eigene Kraft erspüren und macht kleinste Berührungen bewusst. Bilder und Objekte werden abstrahiert. Am Ende entstehen Skulpturen.

Dass das Tanzen nicht nur die körperliche und emotionale, sondern auch die soziale und intellektuelle Entwicklung der Heranwachsenden fördert, ist gewiss nicht neu. Dennoch scheint der Tanz aus nahezu allen Schulformen verbannt. Marie-France Meunier will deshalb in einem speziellen Workshop Lehrerinnen und Lehrer für die Bewegungskunst sensibilisieren. Im Tanz werden sie erfahren, sich selbst, die eigenen Gesten und Bewegungen in der Wirkung auf andere genauer wahrzunehmen – vielleicht ein Schlüssel, mit dem sie in der Schule Zugang zu neuen methodischen Ansätzen finden können.

Dass immer mehr Erwachsene das Tanzen für ihre körperliche und seelische Balance entdeckt haben, zeigt die gestiegene Nachfrage nach Kursen. So offeriert die fabrik bei den diesjährigen Tanztagen zwölf verschiedene Workshops für Laien und Profis, die von international anerkannten Pädagogen geleitet werden. Tadeshi Endo aus Japan führt in die Welt des Butoh-Ma, den leeren Raum zwischen den Dingen. Minimale, extrem langsame Bewegungen machen das Unsichtbare sichtbar. Chiang-Mei Wang aus Taiwan lehrt die Entspannungstechnik des Tai-Chi Dao-Yin, mit der jene Energie geschöpft werden kann, die anschließend beim „Modern Dance“ in sanft wogende Tänze fließen kann.

Die diplomierte Feldenkrais-Pädagogin Lisei Haardt-Spaeth erforscht in ihrem Workshop die Bewegungsmöglichkeiten des Beckens, während sich Stephanie Maher mit der Release Technik auf die Verbindung zum Boden konzentriert, auf den Energiefluss vom Becken in die Beine und den Raum. Kirsten Wendeborn unterrichtet Pilates, eine Methode zur Kräftigung der Tiefenmuskulatur, die Atem und Bewegung vereint, so wie dies auf andere Weise auch Yoga ermöglicht im Kurs von Gerry Kilty aus Glasgow. Zum Abschluss der Tanztage, am langen Pfingstwochenende, lädt die fabrik wieder alle Tänzer und Neugierige zur traditionellen „Pfingst-Jam“ für eine offene Contact-Improvisation ein. Antje Horn-Conrad

Informationen und Anmeldung unter www.fabrikpotsdam.de und Tel. 0331/2800314

Antje Horn-Conrad

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