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Kultur: In der Galerie Bauscher hat jeder sein Material

Bei nicht sonderlich sommerlichen Temperaturen eröffnete die Galerie Bauscher im Rahmen eines Sommerfestes eine Ausstellung, an der diesmal 15 Künstler beteiligt sind. Diese 15 Künstler – einige von ihnen zum festen Stamm der Galerie gehörend, – waren aufgerufen, sich mit ihren Arbeiten möglichst auf ein einziges Material zu konzentrieren.

Bei nicht sonderlich sommerlichen Temperaturen eröffnete die Galerie Bauscher im Rahmen eines Sommerfestes eine Ausstellung, an der diesmal 15 Künstler beteiligt sind. Diese 15 Künstler – einige von ihnen zum festen Stamm der Galerie gehörend, – waren aufgerufen, sich mit ihren Arbeiten möglichst auf ein einziges Material zu konzentrieren. Viele von ihnen haben diesen Wunsch beherzigt, andere haben sich die Freiheit genommen, in puncto Material gleich mehrere Register zu ziehen. Im Ergebnis sind Objekte unterschiedlichster Couleur, einige wenige Bilder sowie zweidimensionale Arbeiten aus bemaltem Blech zu sehen. Was das in Scharen herbeiströmende Publikum auf 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche, verteilt auf drei Etagen, und im weitläufigen Galeriegarten so alles zu sehen bekam, war eine kunterbunte Mischung künstlerischer Handschriften und Ausdrucksmöglichkeiten. In der Fülle des Gezeigten war mit Sicherheit für jeden Geschmack etwas dabei. Das Ausstellungsrepertoire reicht von der klassischen Formensprache des 1993 verstorbenen Bildhauers Max Rose bis hin zu den neongelb leuchtenden Polyesterzitronen von Irene Hoppenberg.

Genügend Platz ist ohne Zweifel für alle Künstler vorhanden. Dennoch erhalten einige von ihnen besonders viel Raum für ihre Präsentation. Die Eingangssituation der Galerie und das Treppenhaus beispielsweise werden komplett von Aiga Müller bespielt. Ihre mosaiksteinchenhaft montierten Scherbenobjekte entfalten eine Präsenz, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Als Teil des Zyklus „Ritas schöne Welt“ sind sie einer gewissen Rita-Personifikation des Prototyps (Haus)-Frau (?) gewidmet, deren Lebensinhalte sich in Titeln wie „Ausgehen, Schuhe“, „Essen“, „Bügeln“, „Fernsehen“ widerspiegeln. Rosenmuster und anderer süßlicher Dekor schmücken all diese aus kleinsten und aberkleinsten Scherben zusammengefügten Referenzen des Hausfrauenalltags. In den verschiedenen Variationen des Themas „La bonne femme“ (Weibsbild) brechen Stillleben mit zerschlagenen Tellern, das Ganze adrett mit Stoff überzogen, den Heileweltkosmos subversiv auf.

Mit massiv weiblicher Kunst, garniert mit Ironie und einem leisen Augenzwinkern, geht es bei Christa Lustig munter weiter. Von ihr gibt es in der Ausstellung in erster Linie jede Menge Löffel zu bewundern. Das Besondere an diesem von der Künstlerin vom Zweck- zum Kunstobjekt geadelten Alltagsgegenstand: ganz und gar zweckentfremdet, seines ursprünglichen Sinns beraubt, ist er durch die Bank weg gehäkelt, und zwar aus Wolle oder alternativ aus Draht. In einer Vitrine hat die Christa Lustig vier Gedecke samt Nudeln, Spinat und Spiegelei kredenzt. All dies, versteht sich, gehäkelt in stundenlanger Fleißarbeit.

Beim Ausstellungsrundgang fällt auf, wie in den Objekten sehr vieler Künstlerinnen das Gegenständliche und Profane, wie die ganze Banalität des Alltags, auffallend den Ton angibt. Spiegeleier, Topflappen, auch Wäscheteile, ob säuberlich aufgehängt oder gefaltet, scheinen, verteilt über den Ausstellungsrundgang, so etwas wie eine geheime Komplizenschaft miteinander einzugehen. Was einige Künstler dieser Ausstellung weiterhin miteinander verbindet, ist Liebe zum erzählerischen Detail, Sinn für Humor und spielerische Aneignung von Realität. In diesem Sinne wirken die vor dem Galerieeingang postierten „12 Apostel“ von Michael Auth wie eine Ouvertüre. Aus den originellen Geschöpfen, kreiert aus Eisenschrott, Bronze und Messing, zu denen sich auch ein „Apostolischer Hund“ und eine „Biblische Sprechblase“ gesellt haben, erwächst ein eigenwilliges Ensemble. Zu jeder Figur und zu jedem einzelnen Buchstaben, der an der ein oder anderen Stelle durchaus eine tragende Rolle spielt, weiß Auth mindestens eine Geschichte zu erzählen. Im Gespräch mit ihm wird bald deutlich: Nicht nur ihm ist diese bunte Truppe ganz schön ans Herz gewachsen, irgendwie übernimmt jedes Detail hier seinen ganz eigenen Sinn.Almut Andreae

Bis 23. 8., Mi-Fr 12-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr, Galerie Bauscher, Rosa-Luxemburg-Straße 40

Almut Andreae

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