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Kultur: Küchentheater

Theater Kranvit bei den 12. Kinderkulturtagen

Der denkbar schönste Ort, an dem ein italienisches Märchen spielen könnte, ist die Küche. Das Holz knistert im offenen Ofen, die Köche singen bei der Arbeit, hacken im Rhythmus dazu das Gemüse und erfinden, während sie den Teig kneten, sagenhafte Geschichten wie jene „Vom Fressen und Gefressen werden“.

Das Berliner Theater Kranevit hat das italienische Märchen gestern im T-Werk an Vier- und Fünfjährige weitererzählt. Darin wollten drei Köchinnen eine Hochzeitssuppe kochen. Das Hähnchen aber, das dafür in den Topf wandern sollte, war zur Hochzeit von Däumeline eingeladen. Hühnchen, Gans und Ente schlossen sich ihm an, und so blieb die Suppe ohne Fleisch. Da versuchten die drei Frauen, wenigstens einen ordentlichen Kuchen zu backen. Unter ihren Händen aber verwandelte sich der Teig in einen mit Zimt und Anis geschmückten Mann, den sich eine wählerische Prinzessin aus einem anderen Märchen gern selber backen wollte.

Dass die beiden Geschichten am Ende in einem Mini-Puppenspiel von Däumelines Hochzeit zusammenliefen, ist den Kindern sicher nicht aufgegangen. Dennoch schienen sie das Küchentheater zu genießen. Mo Bunte und Kristina Feix, die mal Köchin, mal Hühnchen und mal Hähnchen waren, schufen mit ruhiger Gestik, fantasievollen Verwandlungsspielen und warmen Stimmen die Geborgenheit der Koch- und Spinnstuben jener Frauen, denen wir die Weitergabe der alten Hausmärchen und Küchenlieder verdanken. Anna Kaufmann begleitete die Reime und den Gesang einfühlsam auf der Geige. In der Rolle der dritten, meist Gewürze reibenden Hilfsköchin, sorgte sie mit allerlei Löffeln, Topfdeckeln, Schneebesen und anderem küchentauglichen Schlagwerk für dramatisierende Geräuscheffekte, aber auch für beruhigende Klangspiele.

Als sie das Stück mit einem verträumten Eierschneider-Pizzikato ausklingen ließ, hätte es für die Kinder immer so weitergehen können. Antje Horn-Conrad

Antje Horn-Conrad

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