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Kultur: Kunst ist Leben

Arte é Vita: Kunstrouten, Vernissage, Kunstpreis

Arte é Vita: Kunstrouten, Vernissage, Kunstpreis Nur fünf Schritte fehlen dem Künstlersymposium Arte é Vita, um seinem Motto und Willen gemäß „Neue Kunst“ tatsächlich ins Herz der „alten Kulturlandschaften“, in den Park Sanssouci, verpflanzt zu haben. Volker Nikels vier Meter hohe, archaische Holzskulptur „Waldmensch“, die Dank der Universität Potsdam immerhin am Rande des Parks, am Botanischen Garten, aufgestellt werden durfte, markiert eine Station von 24 an zwei ausgearbeiteten Kunstrouten, die nun im Stadtgebiet zu erforschen sind. Zusammen mit den Werken auf der Freundschaftsinsel und denen, die am Freitag auf einer Vernissage im Waschhaus vorgestellt werden, sind also 44 Kunstwerke von Künstlern aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Italien und Holland des Kollektivs zu entdecken. Die eine der beiden Kunstrouten führt vom Neuen Palais, über den Botanischen Garten, das Mövenpick Restaurant, den Luisenplatz zur Brandenburger Straße, die andere vom Kunsthaus Potsdam über die Alexandrowka, das Nauener Tor bis zum Platz der Einheit. Mit Unterstützung der Stadt wurden dazu Tourenpläne erarbeitet, die an den bekannten Informationsstellen ausliegen. In ihrer Lobbyarbeit für die Moderne, referierte der Kurator von Arte é Vita, Michael F. Kramer, werde man der Beuys’schen Formel „Kunst ist Leben“ durchaus gerecht, insofern es auch zum Leben gehöre, dass manche Utopien nicht verwirklicht werden konnten. So ließ sich eine Genehmigung für den stählernen Seiltänzer von Hubertus von der Goltz von der Denkmalbehörde noch nicht erwirken. „Kunst braucht auch Zeit“, meint dazu Kramer. Die Figur schwebt nun wirkungsvoll im Gastraum der Trattoria Arco im Nauener Tor. Von der Goltz, der sich mit seinem „Kunsthaus“ im Ulanenweg auch für moderne Kunst in der Stadt einsetzt, bedauert die Zurückhaltung der Behörde: „Kurzzeitige Veränderungen machen ein historisches Bauwerk immer interessanter. Man schaut genauer hin. Wer weiß schon, wie viele Zinnen das Nauener Tor tatsächlich besitzt?“ Im Waschhaus, das laut Kramer „für Arte é Vita so etwas wie ein Zuhause geworden ist“, wird am Freitag die Hauptausstellung mit einem avantgardistischen Rahmenprogramm, bestehend aus einem Figurentheater aus Graz und Clownerie, eröffnet. Die Gruppe „Sardh“ wird eine Multimedia-Performance vorführen, die Katja Dietrich, Leiterin der dortigen Galerie, an die frühen Einstürzenden Neubauten erinnert. Am Samstag zeigt „Sardh“ den von ihnen über die Schiffbauergasse gedrehten Film dann erstmals in voller Länge, zuvor spielt eine Cellistin. Unter allen nun im Stadtraum ausgestellten Werken kann erstmals der Potsdamer Kunstpreis verliehen werden, den das Gallup Institut gestiftet hat und der alle zwei Jahre vergeben werden soll. Der Jury gehören neben dem Berliner Galeristen Rafael Vostell, dem langjährigen Leiter des Künstlerhauses Bethanien, Michael Haerdter, auch die Potsdamer FH-Professorin Hanne Seitz, der Verleger Jürgen Strauss und PNN-Kulturredakteur Klaus Büstrin an. Die Preisverleihung ist am 10. Juni im art’otel. Die Künstler von Arte é Vita haben also eine Menge getan, um in diesem Sommer dem aufmerksamen Beobachter neuartige Blicke auf das Altbekannte zu schenken. Auch ganz zufällige. Wer vor der Hauptpost am Platz der Einheit steht, hat sich vielleicht schon über den Torso einer Kolonnadenfigur gewundert, die von der Berliner Künstlerin Michaele Brüll für ein Plakat mit roter Strapse versehen wurde. „Nylon“, so Brüll, „kleidet die heroische Männlichkeit in ein feminines Sujet und gibt dem Kämpfer aus Stein irdischen Reiz.“ Alte und neue Kunst werden so verbunden. Matthias Hassenpflug

Matthias Hassenpflug

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